Schönau
Tschechischer Name: Šanov nad Jevišovkou
Fläche: 1.969 ha
Einwohner 1910: 1.459 in 269 Häusern (1.376 dt. Ew.), 1930: 1.672 in 342 Häusern (1.257 dt. Ew.), 2010: 1.424.
heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)
Matriken: seit 1676 bei Grusbach (Hrušovany)
Lage:
Schönau (Šanov) liegt nahe dem Kreuzungspunkt der Bahnstrecken Brünn-Wien und Znaim-Lundenburg. Es schließt unmittelbar an Grafendorf (Hrabětice) im Osten an und liegt 3,5 km südlich von Grusbach (Hrušovany). Es ist als Reihendorf angelegt. Weitere Nachbarorte sind Höflein (Hevlín) im Süden und die Ansiedlung Karlhof (Velký Karlov) im Westen.
Geschichte:
Eine auf 1052 datierte Urkunde stellte sich als Fälschung aus dem 12. Jh. heraus.
Schönau wurde 1390 erstmals in der Mährischen Landtafel erwähnt.
Im 15. Jh. wurde der Ort durch die Kriege zwischen Georg Podiebrad und Matthias Corvinus stark in Miteleidenschaft gezogen und verödete. Im 16. Jh. wurde Schönau wieder besiedelt und tauchte 1524 urkundlich auf, als König Ludwig II. von Ungarn und Böhmen unter anderem Dorf Schönau und Grafendorf (Hrabětice) dem Sebastian von Weitmühle überließ, der es im gleichen Jahr mit anderen Dörfern dem Johann von Pernstein übertrug. Dies ist die letzte Eintragung des Dorfes Schönau für 173 Jahre. Bei den nächsten Eintragungen erscheint sein Name teils gar nicht, teils mit der Beifügung „öde“, wie 1588 oder 1672.
Aus Teilungsurkunden der Grusbacher Grafen Althan ist die Existenz des Dorfes erst 1697 wieder nachgewiesen. Erst 1749 wurde die Stiftungsurkunde über Schönau unterzeichnet und damit seine Existenz mehr als 60 Jahre nach der Neugründung bestätigt.
Nach der Aufhebung der Grundherrschaft kam es in den Folgejahren durch den Bau der Zuckerfabrik in Grusbach (Hrušovany) im Jahr 1851 zu einem Aufschwung für Schönau. In den Jahren 1842 und 1883 wurden große Teile des Ortes durch Brand zerstört. Unter den neuen Verwaltungsbezirken war Schönau dem Bezirk Znaim (Znojmo) zugeteilt.
In den 1870er Jahren stieg die Einwohnerzahl durch die Eröffnung neuer Bahnlinien stark an.
1905 wurde aus Anlass einer Geldspende Kaiser Franz Josephs I. für den Ort ein Armenfonds eingerichtet. 1910 entstand der Ortsteil Neuschönau (Kirchberg) mit 22 Häusern.
Durch den Ersten Weltkrieg verlor Schönau 24 Gemeindeangehörige.
Im Jahr 1921 wurden die deutschen Eisenbahner in tschechische Gebiete versetzt und später pensioniert (der letzte von ihnen 1927).
Unter nationalsozialistischer Verwaltung kam es 1939 zur Vereinigung von Schönau und Grafendorf zur Gemeinde „Schöngrafenau“. Diese Gemeinde war Bestandteil des Kreises Znaim (Znojmo).
Im Zweiten Weltkrieg hatte Schönau 90 Gefallene und viele Verwundete zu beklagen.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Schönau 1945/46:
Durch die Gewaltexzesse tschechischer „Revolutionsgardisten“ kamen 15 Schönauer ums Leben. Viele flüchteten von September bis Oktober 1945 nach Österreich. Im März 1946 wurden die verbliebenen Einwohner ausgewiesen und nach Deutschland transportiert. Etwa 12 Prozent der ehemaligen Einwohner blieben in Österreich.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Anbau von Getreide, Kartoffeln, Mais, Rüben, verschiedenes Gemüse und Obst, Weinbau (1917 ca. 5 ha).
Gewerbe: Ziegelei, Mühlen, Karlhof, Kleingewerbe.
Einrichtungen: Schule 1911, Armenhaus 1926, Feuerwehrhaus 1912, Gemeindebücherei 1921, Bahnhof, Elektrifizierung 1938; Freiwillige Feuerwehr 1905, Viehversicherungsverein, Bund der Kleinbauern und Häusler, Spar- und Darlehenskasse 1891, Milchgenossenschaft u.a.
Kulturerbe:
Kapelle St. Rochus: 1850, davor Glockenturm.
Brünndlkapelle, 1831 (Cholerakapelle), mit Kreuzwegstationen.
Schloss Emmahof (Emin zámek) in der Hoja, 1885.
verschiedene Kreuze („Weißes Kreuz“, „Rotes Kreuz“).
Persönlichkeiten:
- Leo Slezak (*18. August 1873, +1. Juni 1946), Opernsänger
heimatkundliche Literatur:
Gertrud Dimter/Adolf Kahler: Die Gemeinde Schönau (1981).
Weblinks:
- sanov.cz Offiziell (tschechisch)
- wikipedia.org/wiki/Šanov_nad_Jevišovkou
- europas-mitte.de/Schoenau.pdf
Genealogie:
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