Menü

Wolframitz

Dorfplatz von Wolframitz

Dorfstraße von Wolframitz

Rathaus von Wolframitz

Ansicht von Wolframitz

Altar in Wolframitz

Luftbild von Wolframitz

Postkarte von Wolframitz

Tschechischer Name: Olbramovice

Fläche: 742 ha

Einwohner 1910: 488 in 122 Häusern (478 dt. Ew.), 1930: 509 in 132 Häusern (427 dt. Ew.), 2010: 1.069.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1680.

Lage:

Wolframitz (Olbramovice) liegt auf rund 200 Metern Höhe. Nachbarorte sind Gubschitz (Kubšice) im Norden, Schömitz (Šumice) im Osten, Frainspitz (Branišovice) im Südosten, Aschmeritz (Našiměřice) im Süden und Bochlitz (Bohutice) im Westen.
Die ehemaligen direkt benachbarten Gemeinden Želovice (Klein Seelowitz), Lidměřice (Lidmeritz) und Babice (Babitz) sind heute eingemeindet und bilden mit Wolframitz eine räumliche Einheit.

Geschichte:

Wie Funde aus der Bronzezeit belegen, war die Region schon in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt.

Vermutlich hat ein Wolfram im 13. Jahrhundert die nach ihm benannte bäuerliche Siedlung gegründet. In einer Urkunde von 1253 ist das Dorf Wolframitz mit Kirche erstmals genannt.

Am 24. September 1436 erhob Herzog Albrecht den Ort zum Markt und gewährte im jährlich zwei Jahrmärkte. 1596 erhielt Wolframitz Weinbergrechte und weitere Marktprivilegien durch Rudolf II.
In dieser Zeit wurde die Bevölkerung des Ortes durch die Reformation evangelisch. Um 1590 ließ sich auch eine Täufergemeinde in Wolframitz nieder.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangte Wolframitz nach 1650 an die Liechtensteiner und damit an die Herrschaft Kromau (Moravský Krumlov).

Als Wolframitz im 19. Jh. einen Bahnhof erhielt, steigerte dies die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. Zwischen 1880 und 1890 wurde eine gepflasterte Bezirksstraße von Wolframitz nach Lodenitz (Loděnice) gebaut.

1930 erfolgte die Pflasterung der Dorfstraße.
Bis 1938 gehörte Wolframitz sowohl in der Monarchie (seit ca. 1850 bis 1918) als auch in der ersten Tschechoslowakischen Republik politisch zum Bezirk Mährisch Kromau (Moravský Krumlov). In der Zeit der Zugehörigkeit zum „Reichsgau Niederdonau“ im Dritten Reich war es politisch dem Landkreis Znaim (Znojmo) zugeordnet. Auch nach der Wiederherstellung der Tschechoslowakei blieb Wolframitz bei der nunmehr wieder als Bezirk (okres) bezeichneten Verwaltungseinheit.

Vertreibung der Wolframitzer Bevölkerung 1945/46
Tschechische „Revolutionsgardisten“ erschossen am 12. Mai das Ehepaar Smrczek auf dem Dorfplatz (lt. Zeitzeugen hatte der Landwirt sich geweigert, eine alte Pistole abzugeben). In der Folge kam es zu weiteren Todesopfern aufgrund von Misshandlungen und Gewaltexzessen. Eine Person beging Selbstmord. Von Februar bis September 1946 wurden die noch nicht geflüchteten oder vertriebenen deutschen Wolframitzer über Deutsch Konitz (Konice) und Mißlitz (Miroslav) in vier Transporten nach Deutschland abgeschoben.
Von den in Österreich befindlichen Wolframitzern konnten 26 Personen bleiben.

1947 erfolgte die Eingemeindung von Želovice (Klein Seelowitz), Lidměřice (Lidmeritz) und Babice (Babitz).

1998 wurden mittels Spenden der ehemaligen Wolframitzer die Kirche und das Pfarrhaus renoviert. Durch diese Spenden konnte auf und um den Hausberg (Miskogel, Leskoun) auch ein Naturschutzgebiet erhalten werden.

2007 wurde Wolframitz der Status eines Městys erneut zugesprochen.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Anbau von Zuckerrüben, Getreide, Kartoffeln, Mais, Klee, Gemüse und Obst; vereinzelt auch Weinbau (um 1900: 31 ha).

Gewerbe: Mühle, Autobus- und Autofuhrunternehmen, Getreide- und Kohlenhandel, Kleingewerbe.

Einrichtungen: Schulen (Volksschule 1897, tschechische Bürgerschule nach 1920, ab 1938 Hauptschule, Unterricht schon vor 1618 erwähnt), Postamt, Milchsammelstelle (1920er Jahre), Haltestelle an der Autobusverbindung Znaim-Brünn, Freiw. Feuerwehr (1885), Spar- und Darlehenskasse (1893), Milchgenossenschaft (1914).

Wappen:

Es ist unsicher ob sich die Marktgemeinde im 19.Jahrhundert ein amtliches Wappen gestaltet hat. Das Wappen zeigt in einem silbernen oder in einem goldenen Schild mit naturfarbenem Weinlaub, blauer Traube einen schwarzgewandetem Winzer.
Die neueste tschechische Fachliteratur zeigt das Schild jedoch in rot und den Winzer in slawischer Nationaltracht.

Kulturerbe:

Pfarrkirche hl. Jakob d. A.: Frühgotischer zweischiffiger kreuzrippengewölbter Bau um 1300 mit Dreiviertel geschlossenem Chor; darin gotische Sakramentssäule und dreiteilige gotische Sitznische. Nördlich vom Chor Sakristei mit achteckigem Treppentürmchen. Veränderungen im 15. Jh. Quadratischer Westturm mit Renaissanceaufgang aus dem 16. Jh., achteckigem Helm mit Laubenaufsatz und Kuppel. Neuere Zubauten an der West- und Südostseite; Reste von Wandmalereien; Hochaltar von Andreas Schweigel 1781; Taufstein 1598, sonst neugotische Einrichtung. Zwei Seitenaltäre d. hl. Maria und des hl. Urban. Auf dem Turm die Jahreszahl 1564.

Pfarrhaus, 1662, nach Zerstörung durch Brand 1758 wieder aufgebaut.

Rathaus zweite Hälfte des 16. Jh. mit dreigeschossigem Turm. Auf dem Turm achtseitiger Aufbau mit Laterne ähnlich wie bei der Pfarrkirche. Freitreppe in den 1. Stock, dort getafeltes Turmzimmer. Zwei Renaissancetore.

Bildsäulen: Muttergottes 17. Jh.; Joh. v. Nepomuk erste Hälfte 18. Jh., „Köpfermarter“ 1472 (Ortseingang).

Persönlichkeiten:

  • Erhard Raus (*8. Januar 1889; +3.April 1956 in Wien), Offizier im Ersten (Leutnant) und Zweiten Weltkrieg (Generaloberst).
  • Andreas Schweigel (*30. November 1735, +24.März 1812 Brünn), Bildhauer

heimatkundliche Literatur:

Lustig, Oswald: Die Marktgemeinde Wolframitz mit den Gemeinden Babitz, Gubschitz, Klein-Seelowitz, Lidmeritz. Wolfenbüttel 1982.

Weblinks:

 

zurück zum Ortsnamenverzeichnis deutsch, zurück zum Ortsnamenverzeichnis tschechisch