Karl Giskra
Karl Giskra wurde am 29.Januar 1820 in Mährisch Trübau als Sohn eines Gerbers geboren.
Er studierte Rechtswissenschaften in Wien. Schon mit 26 Jahren wurde er als Doktor der Staatswissenschaft Professor an der Wiener Universität.
Im Revolutionsjahr 1848 veranlasste er die Bewaffnung der Studenten. Es kam zu Bildung der „Akademischen Legion“. Giskra griff als Redner besonders das neuerlassene Pressegesetz wegen seines geringen Freiheitsgehalts an. Er war einer der radikalsten Wortführer der akademischen Jugend. Beim zweiten Aufstand Wiens im Mai wurde Giskra der Sprecher der Nationalgarden, Studenten und Arbeitern und sie überreichten die Sturmpetition an die Hofburg.
Schon am 9.April 1848 war er von den Studenten in das „Deutsche Vorparlament“ in Frankfurt am Main entsandt worden. Von Mährische Trübau und drei weiteren Wahlbezirken wurde er in die „Deutsche Nationalversammlung“ in der Paulskirche gewählt. Er war dort ein Sprecher der Großdeutschen. Nach dem Scheitern der Nationalversammlung mußte er ins Ausland flüchten. Erst 1850 durfte er nach Österreich zurückkehren. Er fand in Brünn ein neues Feld der politischen Betätigung. Giskra wurde in den Gemeinderat, zum Bürgermeister (von 1866 – 1867) und in den Mährischen Landtag gewählt.
In dieser Zeit gelang es ihm, die Unterbringung von 50.000 Mann der preußischen Armee in Brünn zu meistern, die während des preußisch-österreichischen Krieges einquartiert waren. Er wurde nach seiner Tätigkeit als Bürgermeister von der Stadt ins Wiener Parlament entsandt. Er war Mitglied des sogenannten „Bürgerministeriums“, das nach Abschluss der dualistischen Reichsverfassung gebildet worden war. 1867 wurde er von Kaiser Franz Josef zum Präsidenten des „Hohen Hauses“ ernannt. In diesen Jahren traten die bekannten österreichischen Staatsgrundgesetze in Kraft. Politisch hatte sich Dr. Giskra der liberalen Partei angeschlossen. Nach seinem Abschied als Minister trat er noch einmal stark in Erscheinung, als 1878 die Balkanpolitik der Regierung anlässlich der Okkupation der Herzegowina und Bosniens als Führer der Liberalen heftig Angriff.
Nach dem Wiener Börsenkrach 1878 hatte er sich in die Privatwirtschaft zurückgezogen und bekleidete den Posten eines Bankdirektors in Wien.
Karl Giskra verstarb am 1. Juni 1879 in Baden bei Wien.
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