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Guldenfurt

Tschechischer Name: Brod nad Dyjí

Fläche: 1.081 ha

Einwohner 1910: 955 192 Häusern (952 deutsche Ew.), 1930: 999 in 234 Häusern (983 deutsche Ew.), 2010: 480.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1652.

Grundbücher: seit 1792.

Geschichte:

Guldenfurt selbst entstand um 1570 als Neuansiedlung auf dem Gebiet der Wüstung Neudorf. Nach Adolf Turek sind in den Jahren 1568-1570 drei Halblehen auf diesem Areal neben der herrschaftlichen Schäferei gestiftet worden. Erstmals ist der Ortsname „Guldenfurth“ im Kaufvertrag des Hartmann von Liechtenstein vom Jahre 1583 beurkundet.

Schulunterricht ist bereits seit 1658 im Schankhaus erteilt worden. Um 1780 ist der Ort noch ein reines Straßendorf. Unter Kaiser Joseph II. wurden herrschaftliche Meierhöfe aufgeteilt und der Grundbesitz für Neuansiedlungen benützt. Der damals noch abseits gelegene fürstliche Schafhof wurde daher 1786 aufgelöst und darauf die Häuser Nr. 168 bis 171, daneben auch die Häuser der Ansiedlung errichtet worden.

In den napoleonischen Kriegen wurde Guldenfurt von französichen Truppen besetzt und geplündert.

Der Ort gehörte bis 1848 zur Gutsherrschaft und zum Patronat Dürnholz (Drnholce). Guldenfurt war Bestandteil des Bezirks Nikolsburg (Mikulov) (ab 1938 Kreis Nikolsburg).

Von den Ortsbewohnern fielen 126 Mann im Zweiten Weltkrieg bzw. wurden vermisst. Zu Kriegsende lag Guldenfurt im Kampfgebiet. 14 Ortsbewohner wurden bei den Kämpfen in und um den Ort getötet.

Vertreibung 1945/46: Bei den gewaltsamen Vertreibungen kamen eine Frau und ein Mann ums Leben. Vor diesen Exzessen flohen viele deutschsprachige Einwohner Guldenfurts über die Grenze nach Österreich, damals noch im Glauben, wieder zurückkehren zu können. Nach dem Beschluss des „Potsdamer Protokolls“ der Alliierten im August 1945 wurden zwischen März und Oktober 1946 die restlichen 545 Guldenfurter nach Westdeutschland abgeschoben. Von den in Österreich befindlichen ehemaligen Ortseinwohnern durften 70 Familien bleiben, die anderen wurden weiter nach Westdeutschland transferiert. Eine Familie wanderte in die Schweiz, eine andere in die DDR aus.

Die nach 1945 erfolgte Kollektivierung der Landschaft und die Errichtung des Stausees Neumühl (Nové mlýny) veränderten die Landschaft nachhaltig. Hierdurch ist auch der alte Verkehrsweg über die gut befahrbare Furt (1570: „Alles nemblich der Wysen beim gulden fuerth“), über welche bereits eine Trasse des Bernsteinweges und der Weg zum Römerkastell bei Muschau (Mušov) ging, unter der Wasserfläche des Stausees verschwunden. Die Flurkarte zeigt noch den neuen Thayakanal (um 1900 gegraben) und den alten Thayalauf, ebenso den Weg über die einstige Furt, rot markiert.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Der Großteil der Einwohner lebte von Landwirtschaft und Weinbau. Daneben Kleingewerbe.

Einrichtungen: vierklassige Volksschule (1808), Freiw. Feuerwehr (1885), Raiffeisenkasse (1898), Winzergenossenschaft (1901), Molkereigenossenschaft (1923/24).

Kulturerbe:

Pfarrkirche hl. Johann v. Nepomuk: 1770/83; Altar von Stubner; zuvor nur Glockenturm vor dem Schankhaus; 1788 Kauf einer Barockorgel von der Sebastiankapelle auf dem Heiligen Berg in Nikolsburg (Mikulov), welche während der Kriegshandlungen im April 1945 zerstört und danach durch die Orgel der Muschauer Kirche ersetzt wurde. Erhalten blieb die barocke Brüstung der Empore.

Marienkapelle.

Katharinenkapelle auf dem Kapellenberg.

Statuen Hl. Florian, Hl. Johannes von Nepomuk, Mariensäule.

Siegel:

Das Siegelbild von 1706 zeigt eine stilisierte Linie und 2 Blütenstengel mit 3 Blüten.

 

Persönlichkeiten:

  • Leopold Kleindienst (*27.03.1920 Guldenfurt), Kammermusiker, Heimatforscher, Zeichner und Illustrator (erhielt 2006 den Südmährischen Kulturpreis).

 

heimatkundliche Literatur:

  • Bicherl, Andreas: Guldenfurther Familien 1770 – 1945, 1999.
  • Herbst, Julius: Guldenfurth. Ein Heimatbuch, 1966.
  • Kleindienst, Leopold: 400 Jahre Guldenfurth, 1975.

 

Weblinks:

 

Genealogie:

 

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