Bui, paß guit aufâs Muidern ihre Schuih auf. Und aufâs Vodern sein Huit. Gib der Kui a Fuider. Schneit de net ban Rasiern, sunst is wiederâs Haundtui voi Bluit. Und mochâs Toar guit zui.
Bub, pass gut auf die Schuhe der Mutter auf. Und auf den Hut des Vaters. Gib der Kuh Futter. Schneide dich nicht beim Rasieren, sonst ist wieder das Handtuch voll Blut. Und mach das Tor gut zu.
Kennen Sie die Ui-Mundart?
Die „Ui-Mundart“ (auch als „Hianzisch“ bezeichnet) zählt man zu den mittelbairischen Dialekten und wurde in ganz Südmähren und Teilen von Süd- und Südostböhmen gesprochen. Weiters war dieser Dialekt auch im nördlichen Niederösterreich (Weinviertel), im Mittel- und Südburgenland und in der Oststeiermark verbreitet.
In anderen Gebieten Nieder- und Oberösterreich, wo sich auch der mittelbairische Dialekt durchgesetzt hatte , wurde der mittelhochdeutsche Zwielaut „uo“ zu „ua“, in der Ui-Mundart zu „ui“.
Beispiele:
Ui-Mundart
Bairisch
Mittelhochdeutsch
Hochdeutsch
guid
guad
guot
gut
Muida
Muada
muoter
Mutter
Eine weitere Besonderheit in der Ui-Mundart ist die Lautverschiebung von „ia“ auf „oi“. Beispiele:
Ui-Mundart
Bairisch
Hochdeutsch
schoißn
schiaßn
schießen
goißn
giaßn
gießen
Die Ui-Mundart ist heute vom Aussterben bedroht. Die Kinder der Vertriebenen aus Südmähren passten sich dem Dialekt an, der in ihrer neuen Heimat gesprochen wurde, aber auch in den österreichischen Gebieten wurde und wird durch Einflüsse des Wienerischen und des Hochdeutsch in der Schule der Dialekt immer weniger gesprochen.
Besonders wichtig ist es daher, die Mundart so weit als möglich zu pflegen. Dazu eignen sich Werke von Mundartdichtern aus Südmähren und Niederösterreich wie Rosl Vogeneder (Taßwitz – Esseklee), Karl Mayer (Neusiedl am Sand), Hans Landsgesell (Grafendorf).
Hier die Geschichte „Wia da Hergott dure s Südmährerlaund gwaunat is“ geschrieben und gelesen von Hans Landsgesell (aus dem Buch: „Südmährische Geschichten in heimatlicher ui-Mundart“, Geislingen, 2003) zum Anhören:
Einer der bedeutendsten Mundartdichter war Karl Bacher (Waltrowitz bei Znaim). Er wurde 1884 geboren, besuchte das Gymnasium in Znaim, studierte Germanistik in Wien, kehrte nach Znaim zurück, wo er im Gymnasium unterrichtete und zuletzt Direktor wurde. Nach der Vertreibung von 1945 lebte er in Steyr, wo er 1954 starb. Im folgenden das Werkverzeichnis in zeitlicher Reihenfolge aus dem reichhaltigen Schaffen von Karl Bacher.
„Die Sache läßt sich einrenken“
Wiener Lustspiel
1918
„Südmährische Gedichte“
Wien, 1922
„Neue südmährische Gedichte“
Wien, 1922
„Der Gmoanschmied“
Bauerntragödie
1924 Znaimer Wochenblatt
„Oberdeutsche Mundartdichtung“
mit einer Karte des oberdeutschen Sprachgebietes
Wien, 1925
„Zeitige Äha“
Gedichte in südmähr. Mundart
Nikolsburg, 1925
„Mutter“
zwei Erzählungen aus Südmähren in bairisch-österreichischer Mundart
Knittelfeld, 1930
„Schnitthohn“
neue Dichtungen in südmähr. Mundart
Knittelfeld, 1930
„Drei in der Zwickmühle“
Lustspiel
1931
„Milirahmstrudl“
heiteres Bauernspiel
1931
„Der Goethe-Bauer“
Festspiel
1932
„Bauer und Knecht“
Bauerndrama
1932
„De Weinbeergoaß“
Hörspiel
1934, im Wiener und Brünner Rundfunk aufgeführt
„De rennade Reuter“
Bauernlustspiel
Wien 1934, Selbstverl.
„Zeitige Troader oder: De Heilign drei Küning bein Heiratsstiftn“