Menü

Alt Hart

Ortsansicht von Alt-Hart

Pfarrkirche, geweiht dem hl. Andreas und der hl. Maria

Ansicht von Alt-Hart

Tschechischer Name: Staré Hobzí

Fläche: 1.746 ha

Einwohner: 1910: 865 in 164 Häusern (568 Deutsche), 1930: 851 in 169 Häusern (321 Deutsche), 2010: 542

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)

Matriken: seit 1642.

Lage:

Alt Hart liegt 7,6 km nordöstlich von Zlabings (Slavonice) am Fuß des Wachtberges in 530 m Seehöhe.

Geschichte:

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1190.
Eine Feste wird bereits 1353 urkundlich erwähnt, war aber schon vor 1415 wieder aufgegeben. In ihrer Nähe wurde das alte Schloss errichtet, welches bereits vor 1700 nicht mehr bestand, da es im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden verwüstet wurde. Im Herrschaftsbereich gab es früher 15 Teiche, und zwar 13 Fischteiche und zwei Zuchtteiche. Sie wurden später trocken gelegt und in Wiesen umgewandelt. Die herrschaftlichen Grundstücke wurden im Zuge der Bodenreform 1924 enteignet. Das Schloss durfte der letzte Besitzer, Alexander Markgraf Pallavicini behalten. Bis 1907 gab es in Alt Hart zwei selbstständige Ortsteile, das Untergut und das Obergut. Die inoffizielle Grenze bildete die von Osten nach Westen führende Dorfstraße.
Alt Hart wurde 1908 zum Markt erhoben, jedoch ohne Marktrecht.

Im Zuge des von der NS-Herrschaft eingerichteten Verwaltungssystems nach dem „Anschluss“ der südmährischen Gebiete, wurde der Ort 1939, wie viele Gemeinden des „Zlabingser Ländchens“, dem damals neu geschaffenen Kreis Waidhofen a.d. Thaya zugeteilt. Davor gehörte es zum politischen Bezirk Datschitz (Dačice) und zum Gerichtsbezirk Zlabings (Slavonice).

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten ca. 4.000 Flüchtlinge aus Schlesien im Schlosspark unter freiem Himmel lagern.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46:
Am 15. Mai kamen tschechische „Revolutionsgardisten“ in den Ort. Bei den darauf stattfindenden Hausdurchsuchungen wurde beinahe der ehemalige Bürgermeister erschossen. Dank rechtzeitiger Aufklärung, dass er nicht mehr in Besitz einer Waffe war, wurde er gerettet. Ein anderer Mann kam allerdings – angeblich durch Selbstmord – um.
Am 7. Juni wurde die deutsche Ortsbevölkerung unter Geiselnahme über Neu-Hart (Nové Hobzí), Mudlau (Modletice) und Piesling (Písečné) über die österreichische Grenze vertrieben.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Angebaut wurden Hafer, Gerste, Roggen, Rüben und Mohn. Daneben betrieben die Bewohner Viehzucht und Waldarbeit (597 ha).

Gewerbe: drei Meierhöfe (Lusthof, Johannihof und Hönitzhof), staatliches Forstamt und Forsthaus im Johannestal, zwei Mühlen (1945: Bruckmühle, Neuharter Mühle, davor fünf), genossenschaftliche Brennerei, Handwerk und Kleingewerbe.

Schulen: zweiklassige deutsche (1827) und dreiklassige tschechische Volksschule, vierklassige tschechische Bürgerschule.

Einrichtungen: Kindergarten (deutsch und tschechisch), Postamt (1869-1938), Spar- und Darlehenskasse (1923), Freiwillige Feuerwehr, Elektrifizierung vor 1930.

Kulturerbe:

Pfarrkirche ist der Mariä Himmelfahrt und dem hl. Andreas:
Die Pfarre wurde 1220 urkundlich erwähnt und war von 1220—1784 zu Stift Bruck gehörig. Von der ursprünglich romanischen Kapelle aus dem 13. Jh. hat sich nichts erhalten.
Kreuzrippengewölbter Chor mit Fünfachtel-Schluss aus dem 14. Jh. und zweischiffiger stern- und kreuzrippengewölbter Halle aus dem 15. Jh., der Nordturm entstand um 1630.
Im Inneren befindet sich ein neugotischer Hochaltar mit fünf barocken Statuen sowie Seitenaltäre um 1750 und 1760 und eine barocke Orgel; Ein Taufkessel stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jh., der Wappengrabstein mit Priesterfigur von 1593; in der Kirche befindet sich auch das Grabmal des Joh. Peter Ritter v. Flick mit Chronosfigur von 1812 sowie die Kirchengruft für die Frau des Generals von Schneidau.

Schloss (Jagdschloss): Mächtiger dreigeschossiger Dreiflügelbau aus dem 17. Jahrhundert. Der Umbau erfolgte unter Franz Freiherr v. Deblin 1726/33 (Erhöhung des Mittelbaues). Die Schlosskapelle ist an Decke und Wänden mit reichem Bandlwerkstuck verziert (um 1728). Das Gewölbefresko zeigt Mariae Krönung, in den Ecken wurden die vier Evangelisten von Felix Thomas Anton Scheffler 1728 dargestellt. Ein 1673 geweihter Reliquienschrein aus der Schlosskapelle in Neu Hart befindet sich ebenfalls in der Kapelle.
Mit Kaufvertrag vom 13.12.1927 ging das Schloss an acht Alt-Harter Bürger über.

Kapelle des hl. Florian vor dem Lusthof (Veselíčko).

Statuen: Johannes von Nepomuk (am Dorfplatz), hl. Maria (vor dem Schloss) und hl. Margaretha (vor der Kirche); die letzten beiden stammen aus der 1785 aufgelassenen Kirche Montserrat.

heimatkundliche Literatur:

  • Hruschka, Rudolf/Polly, Eleonora: Neues Heimatbuch der Gemeinde Alt-Hart, o.J.
  • Smutná, Kateřina: Staré Hobzí 1190-1990, 1990.

zurück zum Ortsnamenverzeichnis deutsch,
zurück zum Ortsnamenverzeichnis tschechisch