Auspitz
Tschechischer Name: Hustopeče
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Fläche: 2.743 ha
Einwohner: 1910: 3.473 in 590 Häusern (3.039 Deutsche), 1930: 3.719 in 726 Häusern (1.862 Deutsche) in 726 Häusern, 2010: 5.972
heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg))
Matriken seit 1621.
Grundbücher seit 1731.
Geschichte:
Die erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen „Uzpetsch“ stammt aus dem Jahr 1247. Elisabeth, die Witwe König Wenzels II., an die die Herrschaft nach Auflösung des Templerordens fiel, schenkte 1323 den Großteil der Ortschaft dem Zisterzienserinnenkloster Aula Regia („Königinkloster“) in Brünn (Brno). 1363 gestattete die Äbtissin Bertha den Bürgern von Auspitz, das im Stadtrecht von Brünn niedergeschriebene Erbrecht anzuwenden.
Ab 1410 gewährte der Markgraf Jodok von Mähren einen Jahrmarkt. Von Georg von Podiebrad erhielt der Ort 1458 die Erlaubnis für einen weiteren Markt. Um 1510 wurden Mauern, Türme und Gräben zur Verteidigung angelegt.
In Folge der Reformation wurde Auspitz protestantisch und 1528 ließen sich auch die Täufer (von Andersgläubigen abwertend als „Wiedertäufer“ bezeichnet) unter Philip Weber nieder und etablierten hier eine der ersten Gütergemeinschaften ihrer reformatorischen Bewegung. Ihr Oberster Jakob Hutter befand sich 1533 ebenfalls in Auspitz. Die Täufer gründeten einen eigenen Stadtteil der bis heute „Am Tabor“ genannt wird.
1571 wütete die Pest in Auspitz und forderte zahlreiche Todesopfer unter die Bevölkerung.
Am 14.02.1572 wurde Auspitz von Maximilian II. zur Stadt erhoben und ein dritter Markt gewährt. Die wirtschaftliche Bedeutung wuchs im 16. Jahrhundert stetig an, da der Viehhandel zwischen Deutschland und Ungarn über Auspitz abgewickelt wurde. So ist es kein Wunder, dass ab 1593 regelmäßig große Viehmärkte in Auspitz stattfanden. Bereits 1589 hatte Äbtissin Rosina einen Wochen- und Fleischmarkt gewährt.
Kaiser Rudolf II. verkaufte 1598 Auspitz an Eusebius von Liechtenstein. Unter diesem begann die Gegenreformation. 1617 gab es wieder einen katholischen Pfarrer und ein Jahr darauf wurden die Täufer der Stadt verwiesen.
Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Stadt mehrere Rückschläge.
Sie wurde 1623 von Siebenbürgern unter Bethlen Gabor und 1643 bzw. 1645 von Schweden geplündert. Brände vernichteten darüber hinaus 1634 und 1684 große Teile von Auspitz.
Durch strengen Frost wurde außerdem 1662 ein Großteil der Getreideernte und des Weingartenertrages vernichtet.
1671 wurde Auspitz von Karl Eusebius von Liechtenstein eine neue Stadtrechtsverordnung verliehen.
1679 war abermals eine Pestepidemie ausgebrochen die hunderte Tote forderte.
1683 plünderten osmanische Truppen die Stadt, was 380 Menschenleben forderte. Fast ebenso viele wurden gefangen genommen.
Seit der Übernahme der Stadt durch die Liechtensteiner entwickelte sich eine große jüdische Gemeinde in der Stadt. Daneben ließen sich auch christliche Orden in der Stadt nieder. So gründeten die Piaristen 1756 ein Gymnasium, welches allerdings 1777 aufgehoben und durch eine Bürgerschule ersetzt wurde.
Inzwischen hatte Auspitz an wirtschaftlicher Bedeutung abgenommen, der große Viehmarkt wurde 1843 aufgelassen. Dafür wurde Auspitz 1892 mit der Bahnstrecke Lundenburg-Brünn durch eine Lokalbahn bei Branowitz verbunden.
Ab 1850 war Auspitz bis 1938 Bezirkshauptstadt des gleichnamigen politischen Verwaltungsbezirkes.
1909 war in Auspitz eine tschechische Schule errichtet worden, was in der Stadt zu Konflikten führte. Daraufhin wurde der Ausnahmezustand verhängt und stärkere Polizeipräsenz gefördert.
1933, in der Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik, erhielt die Stadt ihren ersten tschechischen Bürgermeister. Beamtenstellen wurden in dieser Zeit vorzugsweise von der Prager Regierung mit Tschechen besetzt während deutsche Beamte versetzt oder frühpensioniert wurden.
Während der siebenjährigen NS-Herrschaft ab 1938 war Auspitz dem Kreis Nikolsburg (Mikulov) angegliedert.
Nicht nur viele tschechische Einwohner verließen die Stadt 1938 sondern vor allem viele jüdische Auspitzer mussten fliehen. Von jenen, die in das Gebiet der Tschechoslowakei flohen fielen viele nach der Errichtung des Protektorats durch die Nationalsozialisten 1939 dem Holocaust zum Opfer.
Der Auspitzer Pfarrer wurde nach Denunziation über „heimtückische Äußerungen“ in seinen Predigten von der Gestapo im September 1941 verhaftet und vier Jahre lang im KZ Dachau inhaftiert. Einen Monat vor Kriegsende wurde er entlassen.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Auspitz 1945/46:
Ein Viertel aller Bewohner floh bereits vor dem Anrücken der Roten Armee. Durch Kriegseinwirkungen wurden 80 Gebäude völlig oder teilweise zerstört.
Ein großer Teil der deutschen Einwohner wurde von den tschechischen „Revolutionsgardisten“ in der deutschen Realschule, welche zu einem Arbeitslager umfunktioniert worden war, interniert.
Von März bis Oktober 1946 wurden die deutschen Bewohner über die großen Auffanglager in Nikolsburg (Mikulov) und Millowitz () in ca. sechs Wellen abgeschoben und waren dabei der Willkür der tschechischen Wachen ausgesetzt. Durch das Vernichten und Abnehmen von Dokumenten und Sparbüchern wurde den Familien die Existenzgrundlage geraubt.
In Wien und Niederösterreich blieben rund 350 Auspitzer. Die Restlichen wurden 1946 nach Bayern und Baden-Württemberg abgeschoben. Einige wanderten in andere europäische Staaten, zwei nach Australien aus.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Anbau von Getreide, Weinbau, Süßholzpflanzungen, weniger Viehzucht (vor allem Schweine).
Gewerbe: Fabrik zur Herstellung von Süßholzextrakt (Lakritze), Mühle, Sägewerk, Buchdruckerei, drei Ziegeleien, Tonwarenfabrik, Molkerei, Kleingewerbe.
Schulen: deutschsprachige Schulen: Landes-Unterrealschule (1870, davor Lateinschule der Piaristen bzw. Bürgerschule), Volks- und Bürgerschule für Mädchen (1883 bzw. 1889), Volksschule für Knaben und für Mädchen (jeweils vier Klassen). Tschechischsprachige Schulen: Volksschule (1909), Staatsgymnasium (1925, acht Klassen).
weitere Einrichtungen: Bezirkshauptmannschaft und Bezirksgericht (bis 1938), Eichamt, Steueramt, Grundkataster, Postamt, zwei Ärzte, Amtsarzt, Volks- bzw. Gemeindebücherei, Kindergärten (deutsch und tschechisch), zwei Kinos (deutsch und tschechisch), Schwimmbad (Ende 19. Jh.), Armenhaus (ca. 10 Insassen), Lokalbahn, zahlreiche Vereine.
Kulturerbe:
Pfarrkirche St. Wenzel: Das frühgotische, aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. stammende Langhaus wurde Ende des 15. Jh. überhöht und zu einer zweischiffigen kreuz- und sternrippengewölbten Hallenkirche umgebaut. Der 1512/17 erbaute zweijochige Chor mit Einviertel-Schluss war nach rechts aus der Achse gerückt. In der Turmhalle Schmerzensmann um 1480. Figuren und Wappengrabsteine 1565, 1578, 1584, 1589, 1597, 1602 und weitere aus dem 16. und 17. Jh.
Die durch den Einsturz des Turmes am 26. Februar 1961 schwer beschädigte Kirche wurde danach vollkommen abgetragen und der Platz für eine Gartenanlage verwendet. Zwischen 1990 und 1994 wurde an dieser Stelle die futuristische St. Wenzelskirche (Stahlbetonbau) des Architekten L. Kolka errichtet.
Kapelle Rochus, Sebastian und Rosalia: 1721 auf dem Ochsenberg (Kreuzberg) errichtet, 1892/94 erneuert.
Dreifaltigkeitssäule 1688 und 1737 Wolkenpyramide mit Dreifaltigkeitsgruppen, Immaculata und sieben Heiligenstatuen.
Johann-v.-Nepomuk-Säule 1739.
Kreuzigungssäule 1793.
Auspitzer Keramikschale: Im Gewerbemuseum in Brünn (Brno) befindet sich eine mit „M. K. 1634″ gekennzeichnete Keramikschale aus Auspitz, wo im 17. Jahrhundert brillant gemalte Fayencen von origineller Form mit reichen Verzierungen hergestellt wurden.
Rathaus: im Jugendstil errichtet (1906).
Fischbrunnen (Wassermann) von 1595 mit einer, einen Triton darstellenden Sandsteinfigur.
Renaissancehaus aus dem Jahr 1579 mit Hoflauben (seit 1834 im Besitz der Familie Hendrich) und weitere Bürgerhäuser im Renaissancestil auf dem Hauptplatz.
Barocke Dreifaltigkeitssäule (1668)
Jüdischer Friedhof.
Siegel:
Das älteste Siegel der Stadt geht auf das Jahr 1350 zurück, das Wappen wird ab 1572 geführt: Rot und gold gespaltener Schild, darin in der vorderen Hälfte in einem goldenen Balken liegend eine rote Weintraube und darüber aufrechtstehend ein silbernes Rebmesser mit goldenem Griff. Die hintere Schildhälfte zeigt einen halben silbernen Adler.
Persönlichkeiten:
- Johann Wolfgang Brügel (* 3. Juli 1905; † 15. November 1986 London), Politiker (Sozialdemokrat) und Journalist, Ehrenbürger posthum von Auspitz.
- Wenzel Freiherr von Ebner-Eschenbach (* 1743; † 1820), Feldmarschallleutnant und Schwiegervater von Marie von Ebner-Eschenbach.
- Fritz Felzmann (* 16. Juni 1895 Boskowitz; † 10. Mai 1980 Wien), langjähriger Stadtarzt in Auspitz, Vater von Ilse Tielsch.
- Heinrich Ritter von Kamlar (* 12. Juli 1836; † 29. Dezember 1918 Wien), Oberpostdirektor von Wien und Österreich unter der Enns (Niederösterreich).
- Tomáš Garrigue Masaryk (* 7. März 1850 Göding (Hodonín); † 14. September 1937 Lány), erster Staatspräsident der Tschechoslowakei, Philosoph und Schriftsteller, lebte von 1861 bis 1868 in Auspitz und besuchte hier die Schule. Seine Mutter, Theresia Kropatschek, eine Deutschmährerin, war Auspitzerin. Masaryks Eltern sind in Auspitz begraben.
- Josef Melichar (* 2.Februar 1863; † 31. Jäner 1955, Wien), Perlmutterdrechsler, Politiker (Sozialdemokrat), Gründete in den 1920er Jahren die Siedlung „Am Bruckhaufen“ in Wien.
- Ilse Tielsch (* 20. März 1929), Schriftstellerin.
- Eduard Schleimayer (* 28. Jänner 1859; † 3. Juni 1929), Politiker (Christlichsozialer), Abgeordneter des mährischen Landtages, langjähriger Bürgermeister von Auspitz (31 Jahre).
Heimatkundliche Literatur:
- Gregor, Gustav: Geschichte der Stadtgemeinde Auspitz, 1967.
- Peschina, Johann: Auspitz, die deutsche Stadt in Südmähren, 2001.
Weblinks:
- Beschreibung auf Wikipedia.org
- www.hustopece-city.cz: offizielle Seite der Stadt (in tschechischer Sprache)
Genealogie:
www.mza.cz: Mährisches Landesarchiv Brünn (in tschechischer Sprache)
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