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Edelspitz

Tschechischer Name: Sedlešovice, Nový Šaldorf-Sedlešovice.

Fläche: 419 ha

Einwohner 1910: 568 in 106 Häusern (537 deutsch), 1930: 504 in 107 Häusern (425 deutsch), 2010 (gemeinsam mit Neuschallersdorf): 1.226.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1580 beim Kloster Bruck (Loucký klášter).

Lage:

Edelspitz liegt auf 217 m Meereshöhe am östlichen Fuß des Kuhberges (Kraví hora), unmittelbar an der Thaya. Es ist als Straßendorf angelegt. Nachbarorte sind das heute zur Gemeinde gehörende Neuschallersdorf (Nový Šaldorf) im Südosten, Deutsch Konitz (Konice) im Westen und Znaim (Znojmo) im Norden.

Geschichte:

Nicht unwahrscheinlich ist, dass in Edelspitz Leute aus der Gefolgschaft Judiths von Schweinfurth(Jitka ze Svinibrodu, Frau des böhmischen Herzogs Břetislav; später von ihrem Sohn vertrieben) im Jahr 1055 die ersten Siedler waren, als sie ihr auf ihrem Weg nach Ungarn bis an die Thaya folgten wo Judith die Kapelle errichten ließ, an deren Stelle später das Koster Bruck (Loucký klášter) entstand. Sehr wahrschenlich ist, dass die deutschen Siedler, welche den Bau des Klosters durchführten, ihre Wohnsitze in Edelspitz nahmen und somit spätestens zu diesem Zeitpunkt das Dorf gegründet worden war.

Der Ort ist jedenfalls 1190 in der Gründungsurkunde vom Koster Bruck (Loucký klášter) nicht ausdrücklich genannt, doch vermutet man ihn unter den Dörfern, welche der Herzog von Olmütz, Wladimir, ein Angehöriger des Stiftes von Bruck, demselben im Jahr 1191 übergeben hat. Es wird angenommen, dass Edelspitz schon in die erste Begabung des Stiftes einbezogen war.

1195 wurde der Zehent von Edelspitz der Wenzelskapelle zugesprochen. Die Nachkommen der ersten Siedler, dann die Deutschen aus dem Gefolge Marias von Wittelsbach, fanden lohnende Beschäftigung nicht nur beim schon erwähnten Bau des Klosterstiftes, sondern auch beim Bau der Kirche von Brenditz (Přímětice) und bei der Erweiterung der Stadt Znaim (Znojmo).

1328 wurde ein Meierhof des Klosters erwähnt. 1478 wurde den Bauern in Edelspitz von König Wladislav II. der sogenannte Todesfall erlassen, eine Gebühr, die von den Erben eines Verstorbenen bezahlt wurden. Im 16. Jh. wurde der Ort während der Reformation lutherisch, durch Rekatholisierung im Zuge des Dreißigjährigen Krieges aber wieder katholisch.

Eine Pestepidemie raffte 1679/80 fast alle Einwohner von Edelspitz dahin. 1751 wurden mehrere Häuser und der Meierhof durch eine Feuersbrunst zerstört. 1784 wurden mehrere Häuser durch Hochwasser zerstört. Die Katastrophe forderte ein Menschenleben.

Im gleichen Jahr wurde das Koster Bruck aufgehoben und Edelspitz vom Religionsfonds verwaltet.

Mitte des 19. Jh. erfolgte die Bildung von Gemeinden und politischen Bezirken in deren Zuge Edelspitz zu einer Gemeinde im Bezirk Znaim (Znojmo) wurde.
1898 wurde eine neue Brücke über die Thaya eingeweiht.

Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde ein Teil des Ortes, Neu-Edelspitz am linken Thayaufer, die Mühle und Koster Bruck bei Znaim (Znojmo) eingemeindet.

1955 wurden Edelspitz und Neuschallersdorf (Nový Šaldorf) zur Gemeinde Nový Šaldorf-Sedlešovice (Neuschallersdorf-Edelspitz) zusammengeschlossen.

Vertreibung 1945/46:
Durch die im Mai 1945 in den Ort gekommenen Revolutionsgardisten wurde die deutsche Bevölkerung von Edelspitz zu einem großen Teil nach Österreich vertrieben.
Ein Hofbesitzer wurde in einem Lager in Znaim (Znojmo) inhaftiert. Dort erlag er seinen, durch Misshandlungen herbeigeführten, Verletzungen.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: 304 ha Ackerland, Weinbau auf 71 ha

Gewerbe: zwei Gasthäuser, Greissler, Fleischerei, Bäckerei, Tischler, Schuhmacher, Schmied, Dachdecker.

Einrichtungen: Kindergarten der Kongregation der St.-Hedwig-Schwestern, Notspital, Elektrifizierung (1926), Anschluss an Wasserversorgungsnetz von Znaim (Znojmo) (1929), Pflasterung der Straße (1932), Freiwillige Feuerwehr (1904).

Kulturerbe:

Kapelle an der Durchfahrtsstraße (bis 1934).

Kapelle im Gaßlgraben, 1934.

Pestsäule aus dem Jahr 1529 von einem Schüler des Niklas von Edelspitz namens König. Die Säule wurde bei der Errichtung des Soldatendenkmals in Edelspitz von ihrem ursprünglichen Standort auf der Kuhberglehne entfernt und zu zwei neuen Nachahmungen in gotischem Stil (mit Fotos der Gefallenen!) gestellt.

Persönlichkeiten:

Der Steinmetz Niklas von Edelspitz erbaute zwischen 1446 und 1448 den Znaimer Rathausturm. Auch der Chor von St. Niklas ist sein Werk (dort ist sein Selbstbildnis zu sehen). Auch an Klosterbruck hat Niklas von Edelspitz mitgewirkt. Edelspitz besaß auch einen Freihof. „Enkelins Freihof“ wurde schon 1328 genannt, Niklas stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus diesem Hof. Er war oft im Brucker Stift und sah, wie die Mönche und Laienbrüder an den verfallenden Stiftsgebäuden bauten und verbesserten. Den jungen Niklas, der die Lust zum Steinmetzhandwerk im Kloster Bruck schöpfte, den die Sehnsucht Großes zu schaffen in die Welt getrieben hatte, finden wir beim Bau des Pardubitzer Schlosses beschäftigt, wo sein Steinmetzzeichen vorhanden ist – zwei gekreuzte Richtscheite. Dieses Steinmetzzeichen ist auch unter der Inschrift der Ostseite des erwähnten Znaimer Rathausturmes zu finden. Man schreibt ihm auch das „Grüne Tor“ in Pardubitz zu, nachzuweisen ist jedoch nicht, ob er diesen Bau auch ausgeführt hat. Nachweisbar von ihm stammt das über dem romanischen Chor aufgebaute hohe Presbyterium in Klosterbruck, sowie der Kreuzgang. Von ihm stammt die St. Niklaskirche in Znaim (Znojmo) und die herrliche gotische Gedenksäule in Edelspitz.

Weblinks:

Genealogie:

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