Gatterschlag
Tschechischer Name: Kačlehy
Fläche: 874 ha
Einwohner 1910: 300 in 53 Häusern (alle dt.), 1930: 271 in 56 Häusern (263 dt.), 2010: 80.
heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)
Matriken: seit 1610 bei Oberbaumgarten (Horní Pěna)
Lage:
Gatterschlag liegt 6,5 km südöstlich von Neuhaus (Jindřichův Hradec). Das Haufendorf liegt um den Dorfteich mit Teichhegerei und Rudolfi Revier.
Der Gatterschlägerteich umfaßt 194 ha, und beinhaltet die naturgeschützte „Möweninsel“.
Geschichte:
Die Gründung ist eventuell auf eine Katharina von Neuhaus zurückzuführen, die einen Meierhof („Katharinenhof“) erbauen hatte lassen. Demnach ist „Gatter“ vom Namen Katharina abgeleitet. Der Ort entstand vermutlich um 1300 als Köhlersiedlung.
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1399, als das Dorf dem Spital Johannes des Täufers geschenkt wurde, welches vom Deutschen Orden geleitet wurde. Die Anlage des Gatterschlager Teiches (heute Kačležský rybník) wurde 1551 vertraglich vereinbart.
Bis 1918 gehörten Wald und Teich der Familie Czernin.
Der Zweite Weltkrieg kostete 27 Gatterschlagern das Leben.
Vertreibung 1945/46:
Am 30. Mai wurde der Ort von tschechischen Revolutionsgardisten geplündert. Es kam zu Vergewaltigungen und Misshandlungen. Zwei Bauern, die von ehemaligen sogenannten Fremdarbeitern wegen ihres Verhaltens in der NS-Zeit denunziert worden waren, wurden nach Neuhaus (Jindřichův Hradec) verschleppt, wo sie Zwangsarbeit verrichten mussten. Der Lehrer Gottfried Österreicher wurde von den tschechischen Milizen ermordet.
Die meisten Deutschen mussten ihre Häuser verlassen und wurden vertrieben. Ein Mann verübte Selbstmord durch Einnahme von Gift. Die restlichen ca. 100 Deutschen wurden am 28. Juni in der örtlichen Schule interniert und zur Zwangsarbeit eingeteilt.
Neun Familien wurden anschließend nach Österreich vertrieben. Sechs Familien wurden im Zuge der Zwangsaussiedlung aufgrund der „Potsdamer Protokolle“ 1946 nach Bayern transferiert.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft und Gewerbe: Anbau von Roggen, Hafer, Gerste, Rotklee, Kartoffeln, Futterrüben, Kraut; teilweise auch Flachs, Mohn und Wicken, Viehzucht, Fischzucht, Waldarbeit und Kleingewerbe.
Einrichtungen: zweiklassige Volksschule (1896/97), Gemeindebücherei, Elektrifizierung (1927), Freiw. Feuerwehr, Landwirtschaftsverein, Milchkontrollverein mit Zuchtverband Deutsches Höhenfleckvieh, Molkerei-, Lagerhaus- Mahlmühlen-, Spiritusbrennerei-, Raiffeisen- und Stierhaltungsgenossenschaft.
Kulturerbe:
Kapelle St. Barbara: 1804, mit Altar von Mathias Neubauer und Statue der hl. Barbara von Ferdinand Stufleser aus Gröden. Die Barbara-Glocke goß Ludwig Korrentsch, Wien.
Hl. Johannes-Kapelle: von 1781, bis 2005 zwischen zwei alten Linden.
Wazalnkapelle hl. Maria: 1893
Persönlichkeit:
Martin Soukup (*5. November 1853 Ruttenschlag, +28. Juli 1934 Gatterschlag), Reichsratsabgeordneter (DNP) von 1901 bis 1918, 1920 Prager Parlament, Direktor Molkereigenossenschaft in Oberbaumgarten.
heimatkundliche Literatur:
Schöberl, Laurenz: Gatterschlag – Ortschronik, o.J.
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