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Klosterbruck

Tschechischer Name: Loucký klášter, Klášter v Louce

Slideshow

Kloster Bruck. Stich von Georg Matthäus Vischer aus dem 17. Jh.

Kloster Bruck. Fotografie (um 1900)

Kloster Bruck. Ansicht mit Stiftskirche (links)

Das Kloster Bruck heute. Im Hintergrund Znaim (Znojmo)

Die Krypta unter dem Kloster

Bibliothekssaal mit dem Deckenfresko von Franz Anton Maulpertsch in Strahov

Fläche😕

Einwohner 1910: 100 in 10 Häusern (61 dt. Ew.).

heutige Gemeindezugehörigkeit: Znojmo (Znaim)

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Lage: Klosterbruck liegt südlich von Znaim. Es besteht hauptsächlich aus dem Kloster und den dazugehörigen Gebäuden und Grundstücken und ist heute in Znaim (Znojmo) eingemeindet.

Geschichte:

Anstelle einer von Judith von Wittelsbach gegründeten Kapelle stiftete Herzog Konrad Otto II. von Böhmen mit seiner Mutter Maria 1190 ein Kloster. Es wurde danach den Prämonstratensern übergeben. Benannt wurde das Kloster nach der in der Nähe damals existierenden Brücke über die Thaya. Zur Stiftung gehörten 23 Orte (später ca. um zehn mehr) von denen viele heute nicht mehr existieren. Unter anderem gehörten (tw. bis zur Aufhebung des Klosters) dazu: Pratsch (Práče), Gurwitz (Krhovice), Taßwitz (Tasovice), Proßmeritz (Prosiměřice), Brenditz (Přímětice), Althart (Staré Hobzí), Roketnitz (Rokytnice), Olkowitz (Oleksovice), Domamil, Lodenitz (Loděnice), Böhmisch Grillowitz (České Křídlovice), Stiegnitz (Trstěnice), Mühlfraun (Milfron), Frischau (Břežany), Urbau (Vrbovec), Littohorn (Litohoř).

Die ersten Mönche waren zwölf Chorherren mit ihrem Abt aus dem Stift Strahov aus Prag (Praha). 1200 wurde die Klosterkirche St. Niklas geweiht.

Ottokar I. Přemysl wollte die Stadt Znaim (Znojmo) ausbauen und musste dafür mit dem Kloster einen Grundstückstausch vornehmen, der 1226 urkundlich belegt ist.

Das Kloster wurde von Truppen des Babenberger Herzogs Friedrich II. 1242 geplündert, ebenso von Kumanen unter Béla IV 1253 und 1307 bei den Auseinandersetzungen zwischen Friedrich dem Schönen und Heinrich von Kärnten zerstört.
Die dadurch entstandenen wirtschaftlichen Schäden führten dazu, dass die Mönche dem Papst in Rom Zahlungen verweigerten. Papst Bonifatius IX. exkommunizierte daraufhin die Mönche 1391 bis das Kloster ein Jahr später die Zahlungen leistete. Dessen Vorgänger, Urban VI. erlaubte dem Abt 1386 die Mitra zu tragen. Dadurch wurde der Abt zum Prälaten und damit Standesherr in Mähren.

1421 wurde das Kloster zum Schutz vor den hussitischen Heeren von Herzog Albrechts Truppen besetzt. Ein Jahr später wurde es dennoch von den Hussiten eingenommen und verwüstet. 1440 wurde mit dem Wiederaufbau unter Niklas von Edelspitz in gotischem Stil begonnen.

Durch die Verbreitung der reformatorischen Glaubensbenkenntnisse und Misswirtschaft geriet das Kloster Mitte des 16. Jh. in Verschuldung und es kam zu einem wirtschaftlichen und religiösen Niedergang. Abt Sebastian I. konnte zwar die Schulden tilgen. Er ließ auch das Stiftsgebäude und die Patronatskirche erneuern und eine Bibliothek sowie eine Druckerei einrichten. Um 1620 wurden die Mönche jedoch durch die protestantischen Stände vertrieben und die Stiftsgüter enteignet. Erst nach der, für die Truppen der Katholischen Liga siegreichen Schlacht am Weißen Berg konnten sie wieder zurückkehren. 1645 erfolgte eine Plünderung durch die schwedischen Truppen.
In den 1680er Jahren wurden umfangreiche Umbauarbeiten in Gang gesetzt.

Zum Einflussgebiet des Klosters gehörten mitunter 38 Kirchen, darunter 15 Pfarren und drei Lokalien. Darunter gehörten: Edelspitz (Sedlešovice), Oblas (Oblekovice), Pumlitz (Bohumilice), Esseklee (Nesachleby), Teßwitz (Stošíkovice), Mühlfraun (Milfron), Zuckerhandl (Suchohrdly), Brenditz (Přímětice), Kravska, Mramotitz, Baumöhl, Kallendorf (Chvalovice), Kleintajax (Dyjákovičky), Urbau (Vrbovec), Rausenbruck (Strachotice), Gurwitz (Krhovice), Taßwitz (Tasovice nad Dyjí), Borotitz (Borotice), Lechwitz (Lechovice), Panditz (Bantice), Proßmeritz (Prosiměřice), Olkowitz (Oleksovice), Chlupitz (Chlupice) und Lodenitz (Loděnice).

Während des Österreichischen Erbfolgekrieges in den 1740er Jahren weilten sowohl Maria Theresia, die dem Kloster die Befreiung von der Kriegssteuer gewährte (für eine Spende an die Kriegskasse), als auch der preußische König Friedrich II. im Kloster. Letzterer soll sich für die angeblich aus Gold und Silber gefertigten Glocken interessiert haben.
1742 wurde das Kloster außerdem von preußischen Husaren besetzt.

Nach Plänen von Johann Lukas von Hildebrandt bzw. dessen Schüler Franz Anton Pilgram sollte das Kloster um 1745 barock um- bzw. neu gebaut werden. Dieser Umbau wurde aufgrund der Aufhebung des Klosters im Jahr 1784 unter Joseph II. nicht mehr fertiggestellt.

Zu dieser Zeit zählte das Kloster 96 Mönche. Der zum Kloster gehörende Güterkomplex wurde aufgelöst und auf die Orte Bruck, Lechwitz (Lechovice), Mißlitz (Miroslav), Kravska, Zuckerhandl (Suchohrdly) und Mühlfraun (Milfron) und Butsch (Budec) verteilt. Die Stiftsbibliothek wurde samt Einrichtung in das Kloster Strahov verfrachtet. Andere Teile wurden auf andere Bibliotheken verteilt oder versteigert. Das Gebäude selbst wurde als Kaserne verwendet. Von 1800 bis 1821 diente es als Sitz einer Tabakfabrik, danach als Militär-Genie-Akademie bis 1869 und schließlich wieder als Kaserne. Die Kirche blieb als Pfarrkirche ihrer religiösen Bestimmung erhalten.

Die Herrschaft wurde 1827 an die Brüder Karl Emanuel und Leopold Franz von Liebenberg verkauft. 1866 waren in den Klostergebäuden preußische Soldaten untergebracht, da die preußische Armee hier ein Lazarett eingerichtet hatte. Während dieser Zeit starben ca. 100 Insassen an der Cholera.

Heute wird das Kloster von der Weinerzeugung Znovín Znojmo als Besucherzentrum und Weinmuseum genutzt. Dafür kann das Kloster auch besichtigt werden.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Die vom Kloster bewirtschafteten Güter prägten den wirtschaftlichen Bereich. An Bildungsstätten gab es eine Pfarrschule, die bereits im 16. Jh. entstanden war. Es handelte sich um die erste Volksschule im sogenannten „Thayaboden“. Ab 1814 war es eine Trivialschule und ab 1919 eine dreiklassige Volksschule. An weiteren Einrichtungen gab es einen Kirchenchor (1791) und einen Gesangsverein (1886).

Kulturerbe:

Kloster, Vom ursprünglichen Stiftsbau erhielten sich nur Reste der Prälatur und des Kreuzganges, aber auch in den Grundrissen der Stiftskirche mit der gut erhaltenen zweischiffigen Krypta, deren Gewölbe von sechs reichprofilierten romanischen Säulen getragen wird sind noch Reste des alten Stiftes zu sehen. Zum Zeitpunkt der Aufhebung des Klosters waren von dem geplanten Umbau Mitte des 18. Jh. erst der komplette Ostflügel und große Teile der daran anschließenden Nord- und Südtrakte fertiggestellt. So präsentiert sich das Stiftsgebäude auch heute.

St. Wenzelskirche: Die Kirche wurde 1200 vom Bischof von Olmütz (Olomouc) geweiht. Von der alten Kirche sind noch die oben erwähnten Reste vorhanden. Sie wurde später als dreischiffige gotische Basilika ausgebaut. Ab 1440 wurde sie erneuert. Von Niklas von Edelspitz wurden Chor und Kreuzgang angelegt. Von 1576 bis 1580 wurde die Kirche im Stil der Renaissance umgebaut. Sie erhielt eine neue Fassade und einen Zwiebelturm und wurde 1581 der „Himmelfahrt Marias“ und dem hl. Wenzel geweiht. Im Dreißigjährigen verfiel die Kirche (wie das Kloster), wurde jedoch um 1632 durch Abt Benedikt Lacken aus Geras erneuert. Ab 1679 erhielt die Kirche eine barocke Umgestaltung. Es entstand eine Zweiturmfassade und die Dreiteilung des Kirchenschiffes. Das Hochaltarbild stammt von Joseph Winterhalter aus dem 18. Jh. (Maria Himmelfahrt darstellend), die Fresken von Franz Anton Maulpertsch aus 1794. Nach der Auflösung des Klosters wurde die Wenzelskirche Pfarrkirche für die Gemeinden des „Thayabodens“.

Kunstschätze, Gegenstände, Gebäudereste aus dem Kloster: Aus Bruck stammt u. a. ein heute in Strahov (Prag) befindliches Missale des Benesch von Klosterbruck (um 1483) und ein Antiphonar aus dem Jahr 1499, das heute in der Universitätsbibliothek in Olmütz (Olomouc) aufbewahrt wird. In New York befindet sich eine kostbare Handschrift aus Bruck, „Cursus sanctae Mariae“ aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Wahrscheinlich 1215 verfasst, ist der Text teils deutsch, teils lateinisch auf 32 ganzseitigen Farbbildern. Ebenso ist das Gebet auf Seite 53/54 deutsch. Die Fresken von Franz Anton Maulpertsch wurden zum Teil zerstört, zum Teil übertüncht, während dessen Ölbilder in andere Kirchen übersiedelt wurden. Das Deckenfresko des Bibliothekssaales wurde von Maulpertsch nach der Übersiedlung in einen eigenen Saal im Kloster Strahov mit geringen Abweichungen noch einmal hergestellt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als in Klosterbruck die k. k. Genie-Akademie untergebracht war, wurde auf der Westseite des Kirchenplatzes ein dreigeschossiger vierflügeliger Bau mit Innenhof von Angelo Ritter von Picchioni, der als Lehrer an der Akademie tätig war, als Offizierspavillon bzw. Reitstall in neoromanischem Stil erbaut. Romanische Säulenkapitelle, welche in den 1920er Jahren bei Räumungsarbeiten im Mühlgraben der Klosterbrucker Mühle gefunden und ins Stadtmuseum überführt wurden, dürften von der noch auf einer Zeichnung von Friedrich Bernhard Werner (ca. 1705) sichtbaren, später zerstörten Barbara-Kirche östlich des Stiftes stammen.

Literatur:

Bornemann, Hellmut: 800 Jahre Stift Klosterbruck, 1990.

Genealogie:

Blum, Robert: Personenverzeichnis Klosterbruck

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