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Pollau

Luftaufnahme gegen Süden.

Ortsansicht heute

Maidenburg bei Pollau

Ansicht von Pollau

Ansicht von Pollau aus dem Jahre 1913

Kirche der hl.Barbara in Pollau

Tschechischer Name: Pavlov, Pavlov u Dolních Věstonic

Fläche: 1.398 ha

Einwohner 1910: 1.105 in 247 Häusern (1.102 dt. Ew.), 1930: 1.089 in 260 Häusern (1.075 dt. Ew.), 2010: 551.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1784

Grundbücher: seit 1785.

Lage:

Pollau liegt im dritten und größten Thayabogen am Osthang des Maidensteines [428 m], auf einer Meereshöhe von 246 m. Etwa 80 m liegt Pollau über der Thaya, die in einer Seehöhe von ungefähr 165 m vorbeifließt. Der Grundriss von Pollau entspricht dem eines Straßendorfes, wie er für die Kolonisation im deutschen Siedlungsraum charakteristisch ist. Zur Gemarkung der Gemeinde Pollau gehört auch der nördliche Teil der Pollauer Berge bis zur Klause, damit auch der Maidenberg [550 m] und der Maidenstein. Mit dem Maidenberg liegt der höchste Punkt des östlichen Südmährens im Pollauer Katastralgebiet. Die Gemarkung der Gemeinde Pollau grenzt im Norden an jene von Unterwisternitz (Dolní Věstonice) und Tracht (Strachotín), im Nordosten von Schakwitz (Šakvice), im Osten an Saitz (Zaječí) (hier stößt sie auch an das Gebiet von Neumühl (Nové Mlýny), allerdings nur an der Kreuzung der Gemarkungsgrenzen), im Süden an die Gemarkung v. Oberwisternitz (Horní Věstonice).

Geschichte:

Archäologische Funde belegen eine Besiedlung dieser Gegend bereits in der Jungsteinzeit.

Ursprünglich war Pollau im Hochmittelalter mit der Maidenburg im Besitz der Přemysliden.

Das Dorf wurde 1334 als „Pavlove“ erstmals urkundlich genannt, obwohl das Dorf sicher schon einige hundert Jahre zuvor bestanden hat. 1334 belehnte König Johann Hartneid II. von Liechtenstein mit der Herrschaft Nikolsburg (Mikulov), zu der Pollau bis 1848 gehörte. Weitere Besitzer waren Ladislav Kerecsenyi und die Dietrichsteiner.

In der ersten Hälfte des 15. Jh. wurden Ort und Kirche von Hussiten erobert, geplündert und zerstört. 1543 ist die Anwesenheit von Täufern in Pollau nachweisbar. 1589 wurde der Bedeutung des Weinbaues im Ort durch eine Bergrechtsordnung Rechnung getragen.

Während des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jh. wurde Pollau geplündert und eingeäschert. Die Täufer wurden aus dem Ort vertrieben.

In den Jahren 1713 und 1833 wüteten große Feuersbrünste im Ort. In den Napoleonischen Kriegen mussten die Bewohner unter den Plünderungen der französischen Truppen in den Jahren 1805 und 1809 leiden. Die Besatzung verursachte hohe Kosten.

Nach dem Ende der Grundherrschaften Mitte des 19. Jh. kam Pollau zum Bezirk Nikolsburg (Mikulov).

Am Ende des Österreichische-Preußischen Krieges marschierten 1866 preußische Truppen durch die Ortschaft.

Vor der Ausweisung 1945 hatte der Ort 998 Einwohner, 301 Hausnummern und 131 Weinkeller. Es waren nur 274 Häuser bewohnt, da viele Familien und Einzelpersonen, darunter auch Handwerker und Geschäftsleute, nach Lundenburg (Břeclav) übersiedelten um bessere Verdienstmöglichkeiten zu erreichen.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 90 Pollauer.

Vertreibung 1945/46:
Im Mai 1945 kamen tschechische „Partisanen“ in den Ort, entfernten sämtliche deutsche Aufschriften und vernichteten die Gemeindebücherei. Am 25. Mai wurden zunächst ehemaligen NSDAP-Funktionäre (z.B. Block- und Zellenleiter) ausgewiesen. Ab 11. Juni kam es jedoch auch zur Vertreibung der übrigen Bevölkerung. Frauen und Kinder wurden bei Voitelsbrunn (Sedlec) über die Grenze vertrieben, Männer und Burschen nach Nikolsburg (Mikulov) ins Lager zur Zwangsarbeit transportiert.
Weitere Ausweisungen erfolgten in kleinen Gruppen. Die Menschen mussten mit wenig Habseligkeiten über die Grenze nach Österreich.
Erst im August bekamen auch die deutschen Pollauer Lebensmittelkarten, allerdings nicht für Fett und Fleisch. Zusätzlich wurden Lebensmittel bei Hausdurchsuchungen konfisziert. Personen zwischen 16 und 65 Jahren mussten täglich Arbeitsdienst in der Landwirtschaft leisten, auch bei Bauern im Landesinneren. Erst im Februar 1946 gab es dafür eine Bezahlung. Vom März 1946 bis zum 19. Juli erfolgte die Abschiebung der 450 Verbliebenen über das Lager Nikolsburg (Mikulov). An den Plünderungen der verlassenen Wohnungen bereicherten sich auch die neuen tschechischen Ortsrepräsentanten (Oberlehrer, Pfarrer und Gendarmen).

Insgesamt wurden 418 Personen nach Baden-Württemberg, 348 nach Bayern, 38 nach Hessen und 198 nach Österreich vertrieben. Nur 27 deutsche Bewohner konnten in Pollau bleiben. Viele von ihnen lebten in Ehen mit Tschechinnen oder Tschechen.

Seit den 1970er Jahren befindet sich Pollau nach Stauung der Thaya direkt am Stausee Nové Mlýny (Neumühl).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Die meisten Bewohner waren im Weinbau und in der Feldwirtschaft tätig. Angebaut wurden Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, sowie mit Gurken und Obst. Im Weinbau (Pollauer Rotwein war bes. gefragt) wurden gute Erträge erzielt. Daneben gab es auch Imkereien. Um 1900 machten die Weinbaufläche 201 ha und die Anbaufläche von Getreide und Feldfrüchten 424 ha aus. 375 ha entfielen auf Wald (Pollauer Berge).

Gewerbe: Kalkofen (bis 1885), Steinbruch, Ziegelofen (bis 1925), Herstellung von Haarnetzen in Heimarbeit, daneben vielfältiges, übliches Kleingewerbe.

Einrichtungen: Poststelle (1940), Armenhaus, Kindergarten (1940), Bücherei, Schulmuseum, Archiv, Trinkwasserleitung (1844), Elektrifizierung (1937), Freiwillige Feuerwehr (1876) mit Feuerwehrgebäude (1931), Spar- und Darlehenskassa (1896), Milchgenossenschaft (1910) und Kellereigenossenschaft (1941).

Schulen: Volksschule (Unterricht in eigenem Gebäude seit 1740, Neubau 1862, später zu vier Klassen erweitert).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Barbara: als tonnengewölbte Saalkirche 1658 erbaut, Vorgängerbauten in den Hussitenkriegen bzw. im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und zerstört, 1740 restauriert, 1829 Westteil verlängert und klassizistisch umgestaltet. Wehrturm mit Wehrumgang, zurückspringender achteckiger gemauerter Helm mit achteckigen Ecktürmchen. Hochaltar und Seitenaltäre aus der ersten Hälfte des 18. Jh., Kanzel um 1780, Taufkessel 17. Jh.

Pfarrhaus von 1740.

Kapelle an der Millowitzer Straße, 1868 erbaut, nach 1945 entfernt.

Friedhof: Am 26. Juni 1582 wurde der Friedhof von Bischof Pawlowsky Stanislaus aus Olmütz eingeweiht. In der ersten Hälfte des 18. Jh. erhielt er die Mauer mit vier Türmen in Rundbauweise im Barockstil.

Statuen: Hl. Johannes von Nepomuk, hl. Florian von 1713.

Burgruine Maidenburg (Děvičky Hrad): Die Burg wurde vermutlich vor 1222 erbaut und war zunächst in königlichem Besitz. Sie kam später wie Pollau in den Besitz der Liechtensteiner und der Dietrichsteiner. Im 16. Jh. wurde die Burg um Befestigungsanlagen erweitert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie von schwedischen Truppen niedergebrannt und danach dem Verfall preis gegeben.
Auf gut markierten Wanderwegen durch Weingärten und Wald gelangt man heute zur Ruine und kann diese besichtigen. Von dort hat man einen guten Rundblick über die Landschaft und den Stausee Nové Mlýny (Neumühl).

Archäologie:
Im Flurgebiet „Hübeln“ wurden 1000 bis 1500 Jahre alte Gräber freigelegt.
Nach 1945 entdeckte man außerdem in einzelnen Ausgrabungsetappen jungpaläolithische Funde: eine Frauengestalt in Hockerstellung bedeckt m. Mammutschulterblättern, geschnitzte Elfenbeinplättchen, Mammutknochen und einen Mammutstoßzahn mit einer als „Landkarte“ interpretierten Gravur. Die „Mammutjägerstation“ war in der Altsteinzeit durch fast 5.000 Jahre (27.000 – 22.000 v.Zw.) besiedelt. Durch den Reichtum der Funde wurde eine eigene Kulturbezeichnung geprägt: „Pavlovien“. Sie kennzeichnet eine regionale Ausprägung des Gravettien. Sieben vollständig gefundene Wolfsskelette belegen außerdem eine frühe Domestikation dieser Tiere.

Siegel:

Das Siegel von 1575 zeigt einen Renaissanceschild mit Weinstock, oben zwei Blätter und unten zwei Trauben, dazwischen ein nach rechts gewandter Fisch.

heimatkundliche Literatur:

  • Folk, Richard: Ortsgeschichte von Pollau. 1951.
  • Maca, Josef: Pollauer Heimatbuch. 1994.

Weblinks:

Genealogie:

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