Poppitz (Znaim)
Tschechischer Name: Popice u Znojma
Fläche: 668 ha
Einwohner 1910: 359 in 84 Häusern (357 dt. Ew.), 1930: 346 in 90 Häusern (319 dt. Ew.), 2001: 158.
heutige Gemeindezugehörigkeit: Znojmo (Znaim)
heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)
Matriken: seit 1650.
Grundbücher: seit 1558.
Lage:
Poppitz (Popice u Znojma) befindet sich 284 m über dem Meeresniveau. Es ist als Straßendorf angelegt. Nachbarorte sind Deutsch Konitz (Konice) im Norden und Kaidling (Havraníky) im Süden. Nur wenige Kilometer nordöstlich liegt Znaim (Znojmo). Im Westen grenzt das bewaldete Gebiet des Thayatales und des Narodní park Podyjí an den Ort.
Geschichte:
Unter den gestifteten Ausstattungsgütern für das 1190 gegründete Kloster Bruck als Ort erstmals 1337 urkundlich erwähnt, kam „Popowicz“ bald danach an die Probstei der Kreuzherren auf dem Pöltenberg, welche die Herrschaft bis 1848 inne hatten.
Seit 1409 ist auch die zum Gemarkungsbereich gehörende Traußnitzmühle („Trawznycht, quod situm est super flumine Dygye“) beurkundet. Während der Hussitenkriege wurde Poppitz 1434 völlig zerstört und die Einwohner übersiedelten nach Taßwitz (Tasovice).
Seit 1500 ist eine eigene Pfarrei nachgewiesen. 1509 schenkten die Kreuzherren den Bauern 350 ha Hutweide als Freigrundstück. Dies markiert den Beginn einer extensiven Schafhaltung („Poppitzer Schafe“). 1574 wurde vom Ordensgeneral eine Gemeindeordnung in deutscher Sprache erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Poppitz erneut schwer geschädigt und 1680 war es durch die Pest bis auf wenige Einwohner ausgestorben.
1779 übernachtete Kaiser Joseph II. auf Durchreise im Pfarrhof.
1805 und 1809 war französisches Militär im Ort. Dabei starb der Bürgermeister an den Folgen von Folterungen. Ab 1848 blühte Poppitz wirtschaftlich auf. Vor allem Kirschen, Marillen und Gurken wurden für den Znaimer und Wiener Markt abgesetzt. 1866 wurde Poppitz von preußischem Militär besetzt.
1911 kam es zum Ausbau der Straße nach Deutsch Konitz (Konice). Im Ersten Weltkrieg fielen elf Poppitzer. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde von 1939 bis 1945 mit Poppitz und Deutsch Konitz (Konice) eine Gemeinde „Waldberg“ gebildet. Als solche war sie Bestandteil des Kreises Znaim (Znojmo). Der Zweite Weltkrieg forderte fünfzehn Opfer aus dem Ort.
Gegenwärtig ist Poppitz verwaltungsmäßig ein Ortsteil der Stadt Znaim (Znojmo).
Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Poppitz 1945/46: Nach Zeitzeugenberichten kamen am 9. Mai 1945 tschechische „Revolutions-Gardisten“ nach Poppitz. Es kam zu Plünderungen und Vergewaltigungen. Am 17. Mai wurden fast alle Männer nach Schattau (Šatov) transportiert, dort festgesetzt und misshandelt. Einige ältere Männer wurden am nächsten Tag freigelassen, während die anderen ins Lager nach Znaim (Znojmo) bzw. nach Mannsberg (Mansberk) gebracht wurden. Die Gefangenen mussten Zwangsarbeiten leisten und wurden immer wieder misshandelt. Am 16. Jänner 1946 wurde ein achtzigjähriger Mann erschlagen, weil er seine letzte Ziege nicht hergeben wollte. Ein sechsundachtzigjähriger Mann, der im Ort zurückgeblieben war, verhungerte. Am 5. März 1946 wurden die letzten Deutschen aus dem Ort in Richtung Westzone abtransportiert.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Neben Acker- (258 Hektar) spielte vor allem der Obst- und Weinbau (42 Hektar) eine Rolle. Allerdings nahm um 1900 nahezu die Hälfte des damaligen Gemeindegebietes Waldgebiet ein (229 Hektar).
Gewerbe: Traußnitzmühle (bis 1936, danach Ausflugslokal), Gurkeneinlegerei (bis 1936).
Einrichtungen: Gemeindehaus (seit 1650), Armenhaus (im Eigentum der Kirche, 17. Jh.), Kindergarten, Volksschule (seit 1787, 1799 erweitert als Trivialschule des Kreuzherrenordens, 1939 wegen zu geringer Schüleranzahl aufgelöst), Milchhaus, Elektrifizierung 1934, private Buslinie Znaim-Gnadlersdorf bzw. Postbus Znaim-Retz; Freiwillige Feuerwehr (1889), Milchgenossenschaft (1910).
Siegel:
seit dem 17.Jh., 35 mm Durchmesser mit der Umschrift „SIGIL.DER.GEMEIN.IN.POPITZ“, dargestellt ein Barockschild, der die Wahrzeichen des Kreuzherrenordens, Kreuz und Stern, enthält. Inner- und außerhalb, des Schildes je ein sechsstrahliger Stern und über dem Schild eine Weintraube. Ende des 19. Jhdts. nur Weintraube mit „SIEGEL DER GEMEINDE POPPITZ“-Inschrift. Seit 1923 zweisprachig gefertigter Stempel, Traube umkreist mit der Aufschrift „Obec Popice – Gemeinde Poppitz).
Kulturerbe:
Pfarrkirche des St. Siegmund/Sigismund: Chor (Fünfachtel-Schluss), angebauter Turm und Sakristei mit Kreuzrippengewölbe aus dem 14. Jh, spätgotisches Langhaus mit Sternrippengewölbe aus dem 15. Jh.; Westfassade aus zweiter Hälfte des 17. Jh., Vorbau 18. Jh., Turmhelm 1752, Hochaltar 1725, rechter Seitenaltar erste Hälfte 18. Jh.; Kanzel, Bänke und Taufbrunnen Rokoko um 1760; gotische Monstranz 1512; Glocken 1698.
Pfarrhof zweigeschossig mit Renaissancetor, zweite Hälfte 16. Jh (Sommersitz des Großmeisters des Kreuzherrenordens).
Bildstock mit vier Reliefs, 16. Jh.
Florianisäule, zweite Hälfte 17. Jh.
Friedhofstor, erste Hälfte 18. Jh.
Marienkapelle auf dem Weg nach Kaidling (Havraníky), 1815 anstelle einer alten Martersäule der schmerzhaften Mutter Gottes aus 1680 errichtet, wurde 1945 einschließlich der Pieta beschädigt und abgetragen.
Wallfahrtskapelle auf dem Karolinenberg (1680).
weitere Statuen und Bildstöcke: Heiligenstatuen Johannes von Nepomuk und Antonius, Dreifaltigkeitsmarterl, Marterl aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges auf dem Häuselberg (Horáčkův kopeček).
Sealsfield-Stein (Sealsfieldův kámen): nordwestlich von Poppitz über der Thaya, über einen markierten Wanderweg (grün) von Poppitz aus zu erreichen.
Persönlichkeiten:
- Gregor Lambeck (*?, †?), vorletzter Abt des Stiftes Bruck.
- Alexander Mahr (*31.Januar 1896, †14.April 1972 in Wien), Ökonom, Universitätsprofessor.
- Karl Postl/Charles Sealsfield (*3.März 1797, †26.Mai 1864 in Solothurn/Schweiz), evangelischer Priester und Schriftsteller.
Literatur:
Buschek, Herbert: Ortsgeschichte Poppitz, o.J.
Weblinks:
Genealogie: Kontaktformular
- Blum, Robert: https://blum.familyds.com
- Matriken: https://www.mza.cz/actapublica/matrika/
- Volkszählung 1921: https://www.mza.cz/scitacioperaty/digisada/search
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