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Possitz

Tschechischer Name: Božice

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Luftbild von Possitz

Luftbild von Possitz

Denkmal in Possitz

Postkarte mit Ansichten von Possitz

Ansichten von Possitz

Fläche: 1.625 ha

Einwohner 1910: 1.122 in 233 Häusern (1.117 dt. Ew.), 1930: 1.314 in 306 Häusern (1.104 dt. Ew.), 2010: 1.539.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1663 bei Groß Grillowitz (České Křídlovice).

Lage:

Possitz (Božice) liegt auf 195 Metern und ist als Straßenangerdorf angelegt. Seine Nachbarorte sind Borotitz (Borotice) im Westen sowie Schakwitz (Čejkovice) und Moskowitz (Mackovice) im Norden. Direkt nördlich der Ortschaft liegt außerdem die ehemalige Mühlenansiedlung Mühlhäusln (Mlýnské Domky) am Jaispitzbach (Jevišovka).

Geschichte:

Die erste urkundliche Nennung des Dorfes erfolgte 1225. Das Zehent ging damals an die Kirche in Groß Grillowitz (České Křídlovice).
Im 14. Jh. wurde Possitz als zum Stift Selau gehörig bezeichnet und seit 1691 war es zusammen mit Petrowitz Teil der Herrschaft Joslowitz (Jaroslavice). Die Gerichtsbarkeit über den Ort hatte das Urbauer Freigericht.

1570 ist eine Täufergemeinde in Possitz nachweisbar.
Die Dörfer Petrowitz, Hoja und Paulowitz verschwanden im Dreißigjährigen Krieg. Durch Plünderungen, Verwüstungen und Flüchtlinge standen auch in Possitz 20 Anwesen im Ort öde. 1697 bestanden 29 Halblehen und 10 Viertellehen. In Possitz befand sich ein großer Freihof.

1771 wurde die Holzbrücke über den Jaispitzbach (Jevišovka) von einem Eisstoß zerstört und danach von einem Ziegelbau mit drei Pfeilern ersetzt.
1855 vernichtet Hagel die gesamte Ernte. Ein Brand vernichtet 1860 beinahe das gesamte Dorf. Dabei kam es zu einem Todesopfer. Fünf Jahre später wurde der Unterort ein Raub der Flammen.

1866 wurden während des Preußisch-Österreichischen Krieges preußische Soldaten einquartiert. Diese schleppten die Cholera ein, die zahlreiche Opfer forderte.
1888 wurde die steinerne Brücke ebenfalls durch einen Eisstoß zerstört und durch eine Eisenkonstruktion ersetzt.

Der Erste Weltkrieg kostete 45 Soldaten aus Possitz das Leben.

1927 wurden große Gebietsteile der Herrschaft Joslowitz (Jaroslavice) (Graf Spee) enteignet und tschechischen Siedlern übergeben, der Rest wurde eine Staatsdomäne (Hojahof). Im Vorfeld kam es am Bahnhof von Einwohnern aus Possitz, Groß Grillowitz (České Křídlovice) und Borotitz (Borotice) zu einer Kundgebung gegen die Bodenreform und einem Empfang der tschechischen Verteilungskommission durch Abgeordnete des Gemeinderates, welche erfahren wollten, ob bei der Bodenzuteilung auch ärmere Deutsche und Gutsbedienstete berücksichtigt werden würden. Da sie seitens der Kommissare mit ablehnender Haltung konfrontiert wurden, kam es beinahe zu einem Eklat.

Nach der Enteignung wurde das ehemalige Herrschaftshaus zum Rathaus. Wirtschaftsgebäude und Stallungen wurden abgerissen. Dafür wurden auch neue Häuser für die deutschen Einwohner gebaut.

Zum 85. Geburtstag des tschechoslowakischen Staatspräsidenten Tomáš G. Masaryk am 7. März 1935 sollen nach der Ortschronik tschechische und deutsche Bewohner gemeinsam in einem Festzug vom Zeughaus der Feuerwehr zum Gottesdienst in der Kirche marschiert sein.

1936 wurde der erste Wochenmarkt abgehalten.

Als sich die Situation um die deutschsprachigen Gebiete 1938 zuspitzte, mussten die Bewohner am 18. September 1938 alle Waffen abgeben und die Mobilmachung ausgerufen. Dieser folgten meist eher die verheirateten Männer und Familienväter, während sich ledige Männer nicht selten entzogen. Nach dem „Münchner Abkommen“ ziehen am 8. Oktober die tschechischen Soldaten ab und Tags darauf deutsche Soldaten ein. So ähnlich ereignete es sich auch in den anderen südmährischen Gemeinden.

Ab diesem Zeitpunnkt war Possitz Bestandteil des nationalsozialistischen „Dritten Reiches“ und des „Reichsgaues Niederdonau“ bis zum Ende von Diktatur und Krieg 1945. Nach der Bildung der neuen Kreise statt der bisherigen Bezirke im Jahr 1939 gehörte Possitz zum Kreis Znaim (Znojmo). Außerdem wurde es mit Groß Grillowitz (České Křídlovice) zu einer Gemeinde „Neuweidenbach“ zusammengelegt (1945 wieder aufgelöst).

Der Zweite Weltkrieg forderte 51 Todesopfer, 22 blieben vermisst.

Nach dem Abzug der Wehrmacht, die hinter sich die Jaispitzbrücke sprengten, kam ein zwölfjähriger Junge aus Possitz beim Spielen mit einer Handgranate um.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46:
Am 9.Mai 1945 kamen Rotarmisten in den Ort, gefolgt von tschechischen „Partisanen“ und Hausbesetzern aus Mähren und der Slowakei. Der Keller des Klosters „Mariahilf (Nová Ves)“ wurde zum Kerker umfunktioniert. Von Hausbesetzern denunzierte Deutsche wurden misshandelt und dann nach Znaim (Znojmo) verfrachtet. Der Schulleiter wurde nach schweren Misshandlungen erschossen (in der Schule wurden ein Bild Hitlers und eine Pistole gefunden). In Folge der ständigen Misshandlungen kam es mindestens zu weiteren drei Toten. Durchziehende Kriegsgefangene wurden zwar von radikalisierten Tschechen tätlich angegriffen, aber von russischen Soldaten zumeist beschützt. Diese halfen auch in manchen anderen Fällen der Zivilbevölkerung gegen Übergriffe. Am 14. August 1945 mussten alle Deutschen den Ort verlassen. Vorher wurden ihre Habseligkeiten nach Wertvollem untersucht und jeder Einzelne wurde gezwungen, eine Erklärung zu unterschreiben in welcher festgehalten wurde, dass der Ort freiwillig verlassen wurde.

1951 wurde Groß- oder Böhmisch Grillowitz (České Křídlovice) eingemeindet.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Angebaut wurden auf rund 1.350 Hektar Getreide, Mais, Kartoffeln, Rüben und Hülsenfrüchte. Außerdem wurde auch Obst- (Marillen) und Weinbau betrieben.

Gewerbe: vier Wirtshäuser, drei Greissler, vielfältiges Kleingewerbe.

Einrichtungen:
Bahnstation Possitz-Joslowitz an der Strecke Znaim-Lundenburg, Postamt (1872), Volksschule (1893, davor Schule in Groß Grillowitz/České Křídlovice), Freiwillige Feuerwehr (1891), Raiffeisenkassa (1894), Milchgenossenschaft (1914).

Kulturerbe:

Kloster Mariahilf mit Klosterschule (in Groß Grillowitz (České Křídlovice)), in der Umgebung einige Teiche (in der Hoja und im Petertal).

Glockenhaus (1862).

Bildstöcke und Marterln: hl. Donatus (1908), „Weißes Kreuz“ (Steinkreuz an der Brücke, 1767), Marienstatue, Dreifaltigkeit, Rotes Kreuz, Bildsäule an der Straße nach Erdberg.

„Prälatenvilla“ (mit Kunstsammlungen, weitläufigem Garten und exotischen Bäumen; von einer Mauer umfasst).

Rathaus (vormals Herrschaftsgebäude der Herrschaft Joslowitz), 1834.

Persönlichkeiten:

heimatkundliche Literatur:

Pfister, Anton/Pfister, Lucia: Possitz, Groß Grillowitz, Neuweidenbach, 1992.

Weblinks:

Genealogie: Kontaktformular

 

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