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Riegerschlag

Ansicht von Riegerschlag

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul

Tschechischer Name: Lodhéřov

Fläche: 1.372 ha

Einwohner 1910: 988 in 161 Häusern (987 dt. Ew.), 1930: 854 in 183 Häusern (739 dt. Ew.), 2010: 623.

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)

Matriken: seit 1651.

Lage:

Riegerschlag liegt 7 km nordnordwestlich von Neuhaus am Frauenbach. Vom Teufelsstein, der auf 629 m liegt hat man eine gute Aussicht über die Umgebung.

Geschichte:

Der Ort wurde 1294 erstmals urkundlich erwähnt. Sein Name leitet sich von „Rudger“ ab. 1297 wurde der Templerorden mit der Herrschaft über den Ort von Ulrich II. von Neuhaus belehnt. Bereits im 14. Jh. ist eine Pfarre nachgewiesen. Sie unterstand der Kommende der Deutschordensritter in Neuhaus. 1465 wurde eine „Veste“ genannt. Im 16. Jh. kam der Ort zur Herrschaft Neuhaus. 1590 ist ein evangelischer Priester nachgewiesen. Von 1594 bis 1773 hatten die Jesuiten Besitzungen in Riegerschlag.

Ein Großbrand im Jahre 1665 zerstörte die Pfarrkirche und viele Dokumente des Ortes.

Im Jahre 1913 wurde der Ortsteil Neudek (Najdek) vom Ort abgetrennt und wurde eine selbstständige Gemeinde.

Die beiden Weltkriege forderten 32 bzw. 45 Opfer an der Front.

Vertreibung 1945/46:
Am 30. Mai 1945 mussten alle Deutschen innerhalb einer halben Stunde ihre Häuser verlassen. Dabei wurden vier Ortseinwohner als Geiseln genommen. Alte und gebrechliche Leute mussten in Schubkarren befördert werden. Wer sich weigerte wurde geschlagen. Die ausgesiedelten Riegerschlager wurden über Neuhaus (Jindřichův Hradec), wo sie 48 Stunden auf einem Viehplatz übernachten mussten, und Neubistritz (Nová Bystřice) nach Österreich vertrieben. Ein Mann der in den Ort zurückkehrte um seine Familie zu suchen wurde von tschechischen Milizen erschossen.

1974 wurde die Nachbargemeinde Brunn (Studnice) in Riegerschlag eingemeindet.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Vieh- und Landwirtschaft bildeten die Haupterwerbsquellen für die Bewohner von Riegerschlag (49 Landwirte und 98 Häusler). Angebaut wurden alle Getreidesorten, Kartoffeln, Klee, Rüben, Kraut, Erbsen und ein wenig Flachs.

Es gab eine Leinölpresse, zwei Mühlen, ein Sägewerk, zwei Ziegeleien, eine Zementfabrik und eine Käserei. Im Ort wurde auch viel Kleingewerbe betrieben (darunter auch Uhrmacher, Korbflechter und Haarschneider).

Schule: dreiklassig von 1866. In der Zwischenkriegszeit gab es auch eine tschechische Schule. In der NS-Zeit war darin eine Bürgerschule untergebracht.

Einrichtungen: Armenhaus, Gemeindehaus mit Postamt, Gendarmerie, Raiffeisenkasse, zwei Musikkapellen, Freiwillige Feuerwehr (1881).

Kulturerbe:

 

Grund- und Aufrisse der Kirche

Pfarrkirche Peter und Paul: Kreuzrippengewölbter Chor mit Fünfachtel-Schluss und kreuzrippengewölbte Sakristei um 1300. Gotisches Sakramentshäuschen mit Gitter; Sessionsnische; Sakristeitür mit gotischen Beschlagen. Niedriges fast quadratisches Langhaus, bis 1642 mit Holzbalkendecke, jetzt mit Stichkappentonnengewölbe. 1787 Zubau eines linken und 1819 eines rechten Seitenschiffes. Orgelempore. Zinndeckel mit Relief und Johannes d. T. bez. 1752. Hauptaltartafel von Wilhelm Kandler; Statuen der HI. Wenzel und Joh. v. Nepomuk von Demetz; auf den Seitenaltären Bilder des hl. Wendelin und der HI. Familie von Friedrich Kamaryt. Im rechten Seitenschiff alterer St.-Annen-Altar mit Bild von Johann Steinhauser. Barockkanzel von Mathias Strahovsky 1894 durch eine neugotische ersetzt. Steinernes Taufbecken aus 1698; Orgel 1879 von Karl Schiffner restauriert. In der Kirche zwei Grabsteine aus 1712 und 1735. Von den drei Glocken wurde die erste von Franz Scheinfeldt in Prag, die zweite 1786 in Budweis gegossen und 1828 von Joh. Karl Perner umgegossen, die dritte stammt von Josef Perner in Budweis.

Statuen des hl. Joh. von Nepomuk und des hl. Thaddäus beim Kirchenaufgang aus 1799.

Im großen Zimmer des Pfarrhauses Stuckdecke aus 1730.

Von den drei Wegsäulen im Ort steht die eine auf dem Weg nach Neudek (Najdek) aus 1529; die zweite auf dem Feldweg bei Nr. 17, 1881 restauriert und die dritte an der Straße nach Studnitz aus dem Jahre 1646.

Persönlichkeiten:

  • Rudolf Hruschka (*10. Mai 1881; +6 November 1961 Ditzingen), Heimatforscher, Schriftsteller.
  • Heinrich Kandl (*15. Juli 1875; +30. Dezember 1968 Linz), Gewerkschafter, Präsident der OÖ-Arbeiterkammer.
  • Peter Pfeiffer (*28. Mai 1882; 27. August 1944), Mundartdichter.

 

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