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Sitzgras

Ansicht der Kirche von Sitzgras

Ansicht der Pfarrkirche der Apostelfürsten Peter und Paul

Pfarrkirche der Apostelfürsten Peter und Paul

Tschechischer Name: Cizkrajov

Fläche: 1.035 ha

Einwohner 1910: 331 in 67 Häusern (305 dt. Ew.), 1930: 342 in 78 Häusern (223 dt. Ew.), 2010: 552.

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)

Matriken: seit 1790.

Lage:

Der Ort liegt 4 km nördlich von Zlabings (Slavonice) an der Bezirksstraße nach Datschitz (Dačice) in 481 m Meereshöhe.

Geschichte:

Eine „Veste Zuzicria“ wurde bereits um 1260 genannt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt von 1301. Ab 1387 war Sitzgras mit der Herrschaft Datschitz (Dačice) im Besitz der Kraigher.

Im 17. Jh. erwarb Bartholomäus von Tannazoll-Wölking den Freihof. Er ließ die Marienkapelle Montserrat 1651 errichten. Eingepfarrt waren Wölking (Dolní Bolíkov), Muttischen (Mutišov), Mutten (Mutná), Urbantsch, ein Teil von Petschen (Peč) sowie ein paar Häuser von Holleschitz (Holešice). Die Kapelle entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort, daher wurde sie zwischen 1712 und 1717 zu einer Kirche vergrößert. Nach den josephinischen Reformen verfiel die Kirche. Jedoch wurde um 1860 eine neue Wallfahrtskirche gebaut.

1810 wurden die Wölkinger Eisenhüttenwerke gegründet. Dadurch verlor Sitzgras selbst an wirtschaftlicher Bedeutung. Die um 1900 errichtete Bahnlinie von Iglau nach Waidhofen/Thaya umfuhr den Ort über Wölking (Dolní Bolíkov).

Mitte des 19. Jh. kam Sitzgras zum neuen politischen Bezirk Datschitz (Dačice).

Nach einem Großbrand im Jahr 1900 wurde die Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet.

Während der Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen Deutschen Reich gehörte Sitzgras verwaltungsmäßig zum Landkreis Waidhofen a.d. Thaya.

Vertreibung 1945/46:
Am 7. Juni 1945 musste der Großteil der deutschen Einwohner von Sitzgras innerhalb einer halben Stunde ihre Häuser verlassen. Dabei wurden vier Geiseln misshandelt. Mit geplündertem Gepäck zogen die vertriebenen Sitzgraser in Richtung österreichische Grenze. Einige wenige durften im Ort bleiben.

Zur Gemeinde gehören heute die Orte Wölking (Dolní Bolíkov), Holleschitz (Holešice) und Mutten (Mutná).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Anbau von Roggen und Hafer sowie von Rüben und Kartoffeln, weniger Weizen und Gerste. Um 1900 wurden viele Rinder (440) und Schafe (219) gehalten. 332 ha der Gemeindefläche waren um 1900 Wald.

Gewerbe: Eisenwerk Wölkingsthal in der Nähe von Sitzgras, zwei Mühlen (Felix- und „Wißgottmühle“ mit Sägewerk), Freihof mit Ziegelei, Molkerei (1909/10), Flachsverarbeitung, Weberei und Kleingewerbe.

Schulen: dreiklassige deutschsprachige Volksschule (vor 1662, öffentlich 1788 mit Landwirtschaftsschule, einklassige tschechischsprachige Volksschule.

Einrichtungen: Postamt (ab 1939 davor in Wölking/Bolíkov, Bahnhaltestelle, Spar- und Darlehenskasse, Raiffeisenkasse (1894), Milchgenossenschaft (1930), Kindergarten, Armenhaus, Freiwillige Feuerwehr (1900), Wasserleitung (1925), Elektrifizierung (1920 bzw. 1936), Saatgutreinigungsanlage.

Kulturerbe:

Pfarrkirche Petrus und Paulus (Pfarre um 1300): Gotischer Bau um 1300 mit zweischiffigem kreuzrippengewölbtem Langhaus, netzrippengewölbtem Chor mit Fünfachtel-Schluss und Teilen eines Sakramenthäuschens in Astwerkgotik um 1520 sowie spätgotischer Sessionsnische. Spätgotisches südliches Tor. Nordturm 1503 mit Inschrift des Steinmetzmeisters Georg Österreicher. Einrichtung zweite Hälfte des 18. Jh. Statue des hl. Paulus 1662. Ursprünglich hölzerner Glockenturm mit drei Glocken; der später gebaute steinerne Turm wurde 1800 um 2 m erhöht.

Pfarrhof: zweigeschossig, erste Hälfte des 18. Jh.

Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau von Montserrat

Statuen: Florian und Johannes von Nepomuk.

18 Feldkreuze, 10 Marterl, eisernes Friedhofskreuz von 1835.

Schlössl am Wölkingbach.

Ruine der Burg Sitzgras (Hrad Cizkrajov).

Weblinks:

Informationen in deutscher Sprache über Sitzgras auf der offizielen Internetseite der Gemeinde auf www.cizkrajov.cz

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