Treskowitz
Tschechischer Name: Troskotovice
Fläche: 1.807 ha
Einwohner 1910: 1.253 in 259 Häusern (1.252 dt. Ew.), 1930: 1.359 in 313 Häusern (1.332 dt. Ew.), 2010: 665.
heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)
Matriken: seit 1638.
Grundbuch: seit 1825.
Lage:
Treskowitz liegt 20 km nordwestlich von Nikolsburg (Mikulov), auf einer Meereshöhe von 198 m. Nachbarorte sind Wostitz (Vlasatice), Irritz (Jiřice), Dornfeld (Trnové Pole), Leipertitz (Litobratřice) und Dürnholz (Drnholec). Die höchste Erhebung gegen Dürnholz (Drnholec) war mit 228 m der „Haidenberg“.
Geschichte:
Die bereits 1252 erwähnte Pfarre Treskowitz zählt zu den ältesten in ihrer Umgebung. Die auf 1046 bzw. 1052 datierten Urkunden erwiesen sich als Fälschungen aus dem 12. Jh.
1537 wurde Treskowitz vom späteren Kaiser Ferdinand I. zur Marktgemeinde erhoben, wo seither jährlich zwei Märkte, jeweils im Mai und August abgehalten wurden. 1585 erhielt der Ort außerdem eine Bergrechtsordnung.
1619 wurde die Ortschaft niedergebrannt. Nach der Niederlage der protestantischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg begann mit den Jesuiten auch in Treskowitz die Gegenreformation. 1649 ist ein katholischer Pfarrer nachgewiesen.
Der Ort selbst kam 1637 nach mehreren Besitzwechseln an Rudolf von Teuffenbach und damit an die Herrschaft Dürnholz (Drnholec).
1785 wurde der herrschaftliche Meierhof unter Joseph II. aufgelöst und dessen Gründe an die Ansiedler verteilt.
1796 brannte fast der gesamte Ort ab. In den Napoleonischen Kriegen verursachten französische Truppen 1805 bzw. 1809 beträchtliche Schäden.
Anlässlich des Jubiläums 400 Jahre Marktgemeinde fand 1937 eine große achttägige Feier statt.
Im Zweiten Weltkrieg ließen 67 Treskowitzer Männer ihr Leben, 38 blieben vermisst.
Ein Mann wurde in Treskowitz gegen Kriegsende Opfer einiger sowjetischer Soldaten, als er eine Frau vor deren Vergewaltigung schützen wollte.
Vertreibung 1945/46:
Die bald danach auftauchenden tschechischen Revolutionsgardisten begannen mit Übergriffen auf die Bevölkerung und den Ort zu plündern. Sie stellten Arbeitskommandos zusammen die nach Pohrlitz (Pohořelice) geschickt wurden. Acht ehemalige NSDAP-Mitglieder und Ortsrepräsentanten wurden in Nikolsburg (Mikulov) inhaftiert, wo sie zu Zwangsarbeit herangezogen wurden. Die Übergriffe betrafen aber auch kollektiv die deutsche Bevölkerung.
Viele deutsche Einwohner flohen vor den Drangsalierungen nach Österreich. Von März bis Oktober 1946 wurden die noch verbliebenen Deutschen in mehreren Transporten nach Deutschland abgeschoben. 26 Personen durften in Treskowitz, 140 in Österreich bleiben.
Seit 2007 hat Treskowitz wieder den Status eines Městys (Minderstadt) inne.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Treskowitz war von Landwirtschaft geprägt. Das günstige Klima förderte den Anbau von Getreide, Gemüse und Obst. Das Gemeindegebiet von Treskowitz beinhaltete eine der größten Ackerbauflächen Südmährens. Insgesamt sind um 1900 ca. 1.651 ha Ackerland vermerkt. Alleine die Anbaufläche für Getreide entsprach ca. 860 ha. Weiters wurden Mais, Feldgemüse, Kartoffeln, Klee, Zucker- und Futterrüben angebaut. Obst- und Weinbau waren vorhanden, allerdings mit ca. 30 ha nicht so ausgeprägt.
Nebenbei wurde Viehwirtschaft in Treskowitz in kleinerem Rahmen betrieben. 1910 wurden im Ort 645 Rinder und 831 Schweine gehalten. Die Bedeutung der Bienenzucht wurde durch 14 Imker im Ort unterstrichen.
Gewerbe: Neben der Landwirtschaft florierte auch Kleingewerbe im Ort. Ansässig waren Schmiede, Schlosser, Wagner, Tischler, Sattler, Bäcker ,Zimmerleute Gemischtwarenhandlungen, eine Kohlenhandlung, u.a.
Jagd wurde auf Niederwild (Hasen, Wildkaninchen) und Federwild (Rebhühner) gemacht.
Einrichtungen: Schule (1870, Unterricht seit 1638), Landwirtschaftliche Fortbildungsschule (1934), Kindergarten, Armenhaus, Mütterberatungsstelle (1935), Freiwillige Feuerwehr (1901), Raiffeisenkasse (1903), Ortsverein der Landwirte, Milch- Lagerhaus- und Zuckerrübenverwertungsgenossenschaft.
Kulturerbe:
Pfarrkirche St. Wenzel (Pfarre 1260 urkundlich). Die 29,5 m lange und 11 m breite Kirche wurde 1840/41 wegen Baufälligkeit des Vorgängerbaus im klassizistischen Stil neu erbaut. Hauptaltar mit einem Bild von
Leopold Kuppelwieser und Statuen von Cyrill und Method; Nebenaltar zum hl. Florian mit Statue des Ord. Herzens. Auf dem Triumphbogen alte Marienstatue und gegenüber hl. Nepomuk. In der Sakristei Bild der HI. Dreifaltigkeit aus der früheren Kirche und alte Marienstatue (die Kirche war früher der hl. Maria geweiht). Glocken hl. Florian und hl. Wenzel 1920 von Fa. Hiller in Brünn (Brno); Glocke d. hl. Katharina 1926 von Herold in Komotau.
Herrenhof zweigeschossig mit Eckquadern und Lauben 17. Jh.
Johann-v.-Nepomuk Säule 1738.
Altes Badhaus.
Persönlichkeiten:
- Josef Ahmon, (*11. September 1822, +1910), Konzertmeister bei Johann Strauß in Wien.
- Hans Stefan Zechmeister (*08. September 1922; +11. Juli 1979), Grafiker und Zeichner.
- Michael Siebert (*29. September 1724, +27. Dezember 1788 Lang-Lhota), Kupferstecher und Priester des Paulanerklosters in Mährisch Kromau (Moravský Krumlov).
heimatkundliche Literatur:
Flassak, Franz/Freising, Josef: Treskowitz im 30jährigen Krieg und in der Gegenwart, 1937.
Weblinks:
- Offizielle Gemeindeseite (tschechisch)
- Beschreibung auf Wikipedia.org
Genealogie:
zurück zum Ortsnamenverzeichnis deutsch, zurück zum Ortsnamenverzeichnis tschechisch