Vöttau
Tschechischer Name: Bítov
Fläche: 608 ha
Einwohner: 2010: 152.
Geschichte:
Das Dorf wurde vermutlich bei der bereits 1052 bzw. 1060 erstmals erwähnten Burg im Tal der Schelletau (Želetavka) angelegt.
1298 erhielt Burg und Herrschaft Raimund von Liechtenburg. Ab 1307 besaßen sie die Herrschaft durch Heinrich von Kärnten als Erblehen. Nachdem der Vöttauer Zweig der Liechtenburger ausgestorben war kam die Herrschaft 1576 an die Strein (Streun) von Schwarzenau, 1617 an die Herren von Wlašim und 1736 an die Grafen von Daun.
Klemens Maria Hofbauer bewarb sich 1780 um die Stelle als Eremit bei Vöttau. Das Ansuchen wurde allerdings abgelehnt.
Letzte Besitzer der Burg war die Industriellenfamilie Haas von Hasenfels (seit 1912), die 1945 enteignet wurde.
Der alte Ort Vöttau wurde bei der Anlage des Frainer Stausees in den 1930er Jahren geflutet. Der noch jahrelang danach aus dem Wasser ragende Kirchturm bezeugte noch die einstige Lage des Ortes.
Der neue Ort wurde anlässlich des Kraftwerkbaues und wegen der bevorstehenden Flutung des Tales etwas oberhalb des alten Ortes über dem Thayatal gegründet. Die Häuser wurden entsprechend nicht individuell sondern einheitlich geplant. 1933 mussten die letzten Bewohner den Ort im Tal verlassen und in die neuen Häuser übersiedeln.
Die beiden Bezeichnungen „Alt Vöttau (Stary Bítov)“ und „Neu Vöttau (Novy Bítov)“ waren nie amtlich. Auf den meisten Landkarten ist auch heute nur Bítov bzw. der deutsche Name Vöttau vermerkt.
Kulturerbe:
Schloss Vöttau (Hrad Bítov): Urkundlich zwischen 1052 und 1061 als landesfürstliche Burg erwähnt, als Teil des Verteidigungssystems gegenüber den babenbergischen bzw. habsburgischen Ländern errichtet. Ausstattung: Hochburg um unregelmäßigen fünfeckigen Hof, nur von Osten zugänglich, Hof mit dreigeschossigen Flügeln durch die Erweiterung beim Umbau aus dem 15.und 16.Jahrhunderts (Renaissance), Rundturm und Reste einer romanischen Kapelle, sowie eines früher freistehenden sechsstöckigen Bergfrieds; Aus dem 13. Jh. blieb nur der Friedhofsturm erhalten; östlich der Hochburg Vorwerk mit zwei viereckigen Türmen, Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden aus dem 17.Jahrhundert, Reste eines mächtigen Rundturms mit Verlies, sowie eine 1334 unter den Liechtenburgern erbaute gotische Kapelle („Mariae Himmelfahrt“). Unter den Daun wurde das Schloss Mitte des 19. Jh. in neugotischem Stil restauriert, die Burgkapelle regotisiert. Heute beherbergt das Schloss eine Gemäldesammlung verschiedener Maler aus der Romantik (Julius Schnorr von Carolsfeld).
Burgruine Zornstein (Hrad Cornštejn) gegenüber am südlichen Thaya-Ufer gelegen; erbaut in der ersten Hälfte des 14. Jh. durch Raimund von Liechtenburg zur Sicherung der Straße von Vöttau nach Frain; erste urkundliche Erwähnung 1343 (Erlaubnis durch mährischen Markgrafen, die Besitzungen Raimunds auf seine zwei Söhne und deren Neffen aufzuteilen); 1348 Besitz des Heinrich von Liechtenburg; Streit um Besitzungen mit den Herren von Neuhaus; 1363 Lichtenburger als Besitzer von Zornstein erwähnt; Erweiterung der Burg um einen Palas und eine Vorburg; 1422 Eroberung durch hussitische Heere, nach dem Krieg Errichtung eines neuen Palas an der Nordseite durch die Lichtenburger. 1464 von Georg Podiebrad wegen Parteinahme des Hynek Bitovský von Lichtenburg für den Papst belagert und erst nach einem Jahr eingenommen, konfisziert und Heinrich Kraiger von Kraigk als Lehen übergeben; unter den Kraigern entstanden weitere Befestigungen. 1526 wieder an die Lichtenburger und die Herrschaft Vöttau. Im 16. Jh. wegen der Gefahr eines osmanischen Angriffes Verstärkungen der Befestigung und Turm im Südwesten errichtet; nach neuerlichem Besitzerwechsel ab dem Ende des 16. Jh. unbewohnt und Beginn des Verfalls, 1617 mit Vöttau an die Herren von Wlašim. Ab diesem Zeitpunkt gemeinsame Geschichte mit dem Schloss Vöttau. Seit den 1970er Jahren verschiedene Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen. Ausstattung: durch doppelte Wallgräben an der weniger steil abfallenden Seite geschützt; fünf Torbauten bis zur Hochburg; innerer Burghof mit rechteckigem Turm und Brunnen; rechteckige mittelalterliche Türme; Bastionen aus dem 16. Jh.
Dreifaltigkeitskapelle, 1347, mit frühgotischem Bild „Madonna mit dm Vögelchen“ (heute in der Burgkapelle der Burg Vöttau), durch die Flutung bei Errichtung des Kraftwerkes zerstört.
Wenzelskirche, ebenfalls durch Flutung bei Errichtung des Kraftwerkes zerstört.
Persönlichkeit:
Richard Georg Plaschka (*8. Juli 1925; †27. Oktober 2001 Wien), Historiker, Leiter des Österreichischen Ost- und Südosteuropainstituts und Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Wien.
Literatur:
Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten in Böhmen und Mähren. Stuttgart 1997, S. 641f.
Weblinks:
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