Menü

Waltrowitz

Tschechischer Name: Valtrovice

Slideshow

Ansicht von Waltrowitz

Kriegerdenkmal von Waltrowitz

Pfarrkirche des hl. Johannes des Täufers in Waltrowitz

Ansichten von Waltrowitz

Ansicht von Waltrowitz

Fläche: 704 ha

Einwohner 1910: 511 in 118 Häusern (507 dt. Ew.), 1930: 607 in 144 Häusern (598 dt. Ew.), 2010: 396.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1725.

Lage:

Waltrowitz (Valtrovice) liegt auf 192 Metern Meereshöhe. Nachbarorte sind Klein Grillowitz (Křídlůvky) im Südosten diesseits und Klein Olkowitz (Oleksovičky) im Süden jenseits der Thaya (Dyje).

Geschichte:

Als Sitz einer Urpfarrei ist „Waltherwich“ bereits 1243 erstmals erwähnt, als König Wenzel I. den Kirchenbesitz bestätigte. Zu diesem Zeitpunkt ist die Gemeinde zur Pfarre St. Michael in Znaim (Znojmo) zugehörig, ab 1307 beim Stift Rosa Coeli in Kanitz (Dolni Kounice). Ab 1331 wird der Ort „Walterowicz“ genannt. Ab 1540 gehörte Waltrowitz zur Herrschaft Joslowitz (Jaroslavice), als der Ort durch Ferdinand I. an Johann Kuno von Kunstadt kam.

In der Reformationszeit wurden die Bewohner des Ortes lutherisch. Eine Täufergemeinde ist außerdem im Ort ansässig. Sie wurde jedoch um 1620 von Franz von Dietrichstein ausgewiesen. Die zu dieser Zeit verödete Kirche wurde von Joslowitz (Jaroslavice) aus betreut. Seit 1748 (Erneuerung der Pfarrei) ist die heutige Schreibweise „Waltrowitz“ in Gebrauch. Zu Waltrowitz zählten auch die untergegangenen Ortsteile „Moskowitz“ und Petrowitz. Sie verödeten bereits im 15. Jahrhundert, wurden aber noch 1613 in den Mährischen Landtafeln als Ödung verzeichnet.
1770 wurde die Hausnummerierung eingeführt.

Mehrere Katastrophen suchten im 19. Jh. Waltrowitz heim. 1838 und 1841 trat die Thaya über ihre Ufer und überschwemmte weite Teile des Gebietes. Die Cholera forderte 1831 und 1855 ließ viele erkranken und forderte drei bzw. vier Todesopfer. Bei einem Brand im Jahr 1866 wurden bis auf die mit Ziegeln gedeckten Kirche und Schule fast alle Häuser des Ortes vernichtet.

Um 1900 behauptete ein Ortseinwohner, an einer Quelle eine Marienerscheinung gehabt zu haben. Daraus entwickelte sich eine Wallfahrtstradition. Über der Quelle entstand eine kleine Kapelle.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Bomben auf die Ortschaft abgeworfen. Dabei kamen zwei Einwohnerinnen um.

Vertreibung der Waltrowitzer Bevölkerung 1945/46:
Nach Eintreffen der tschechischen „Revolutionsgardisten“ kam es zu Ausschreitungen und Verhaftungen. Zwei der in Znaim (Znojmo) inhaftierten Ortsbewohner erlagen den Verletzungen der Misshandlungen. Weitere Opfer waren ein aus dem Krieg zurückgekehrter Soldat und eine Frau mit ihren drei Kindern, die vermisst blieben, nachdem sie verschleppt worden waren. Viele flüchteten 1945 vor den Drangsalen nach Österreich. Von Juni bis September 1946 wurden die noch verbliebenen Waltrowitzer in die westalliierte Zone nach Deutschland deportiert. Von den Vertriebenen blieben 20 Familien in Österreich. Zwei Personen wanderten in die USA aus.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Anbau von Getreide, Obst (Kirschen, Marillen, Äpfel und Birnen) und Gemüse (Gurken, Paradeiser, Paprika, Bohnen, Linsen, Erbsen), Weinbau.

Gewerbe: Lebensmittelläden, Bäcker, Schmied, Tischler.

Einrichtungen: Volksschule (1896, zweiklassig), Schulbibliothek (1873), Raiffeisenkasse (1911), Freiw. Feuerwehr mit Gerätehaus (1894 bzw. 1896), Elektrifizierung (1929).

Siegel:

In altem Abdruck erhalten: innerhalb der (beschädigten) Umschrift „GEM(einde) S(iege)L. V(on) WALTERWIZ…S…“ einfacher von Arabesken umgebener Halbrundschild, darin drei Geräte: Ein Winzermesser und zwei nicht näher bestimmbare Objekte (Pfeil, Steckkreuz, Richtstab oder Rebstock bzw. Hakenpflug, Pflugmesser oder Pflugschar).

Kulturerbe:

Pfarrkirche Johannes d. T. (urkundlich 1243 und 1317, Pfarrkirche seit 1748): Gotisches Presbyterium. Altarbild von Joseph Winterhalter. Kirche wurde 1847 vollständig restauriert.

Kapelle „Löwingbrünndl“

drei Marterln Richtung Thaya.

Persönlichkeiten:

  • Karl Bacher (* 10. Februar 1884; † 8. Juli 1954 in Steyr), Mittelschullehrer und Mundartdichter.

Weblinks:

Genealogie:

Blum, Robert: Personenverzeichnis Waltrowitz
 

zurück zum Ortsnamenverzeichnis deutsch, zurück zum Ortsnamenverzeichnis tschechisch