Tschechischer Name: Znojmo
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Fläche: 1.814 ha
Einwohner 1910: 18.825 in 1.229 Häusern (16.090 dt. Ew.), 1930 (nach der Eingemeindung von Mannsberg, Klosterbruck und Pöltenberg): 25.855 Ew. in 1.814 Häusern (8.347 dt. Ew.), 2010: 34.725.
heutiger Verwaltungsbezirk: Bezirksstadt des Okres/Bezirkes Znojmo (Znaim).
Ansichten von Znaim aus der „Sammlung Fleischer“
Matriken: seit 1580 beim Kloster Bruck (Klášter v Louce), 1623 bei St. Niklas, 1632 bei Pöltenberg (Hradiště sv. Hypolita), ab 1784 bei Pfarre zum hl. Kreuz (Dominikanerkirche).
Lage:
Der Stadtkern liegt auf den letzten Ausläufern des Böhmisch-Mährischen Höhenzuges Richtung mährisches Flachland auf einer Felszunge und wird von steilen Abhängen zur Thaya und zum Granitzbach im Südwesten und Süden begrenzt. Znaim ist die größte Stadt des ehemaligen zusammenhängenden deutschsprachigen Gebietes Südmährens.
Geschichte:
Name:
Der Name „Znaim“ bzw. „Znojmo“ leitet sich vermutlich aus der Zeit der keltischen Besiedlung ab: das Wort „snao“ bedeutet „fließendes Wasser“). Aus der tschechischen Forschung ist auch die Herleitung aus dem slawischen Sprachgebrauch bekannt, wo „znoj“ für „Glut“ oder „Hitze“ steht.
Anfänge:
Funde aus der Bronzezeit vor allem um den Platz der Burg weisen auf eine frühe urgeschichtliche Besiedlung hin.
Da bereits im 11. Jh. eine Burg genannt wird, ist davon auszugehen, dass die Anfangszeit der Besiedlung sich in der Ansiedlung (suburbium) um diese Burg manifestiert. Diese Burg war von der Mitte des 11. Jh. bis ca. 1222 Sitz und Mittelpunkt eines der drei mährischen Teilfürstentümer (neben Olmütz/Olomouc und Brünn/Brno) der Přemysliden. Wahrscheinlich ist auch der Bestand einer befestigten Anlage schon zur Zeit des Großmährischen Reiches im 9. Jh.
Mittelalter:
Die frühe Burg, 1048 in einer Urkunde Herzog Břetislav I. als Burgflecken „Znoim“ oder „Znojem“ genannt, war noch eine von Palisaden geschützte Holzburg.
1054, ein Jahr vor seinem Tod, beschloss Břetislav, seine Herrschaft unter seinen Söhnen aufzuteilen. Conrad erhielt das Fürstentum Znaim.
1058 ließ Břetislavs Gattin Judith von Schweinfurth eine Kapelle an jener Stelle errichten, wo später das 1190 gegründete Klosters Bruck stehen sollte.
Von 1092-1112 wurde das Fürstentum Znaim von Luitpold I. regiert.
1145 ist die Burg als fester Steinbau beurkundet, als Stadt und Burg vom böhmischen König König Vladislav II. eingenommen bzw. zerstört wurde. Das 1190 gegründete Kloster Bruck erhielt im selben Jahr die Patronatsrechte über die Kirche zum hl. Nikolaus.
Das Fürstentum hörte 1197 auf zu bestehen.
1222 entstand das erste Dominikanerkloster. Das mährische Landrecht wurde von König Ottokar I. Přemysl für Znaim bestätigt.
1226 wurde Znaim neu gegründet und dem Ort durch Ottokar I. Přemysl das Stadtrecht verliehen. Zwischen 1256 und 1260 erhielt Znaim eine Stadtmauer anstelle des ehemaligen Palisadenwalles.
Nach dem Sieg König Rudolfs I. über König Ottokar II. Přemysl 1278, unterwarf sich die Stadt Znaim dem Habsburger und erhielt im Gegenzug alte Privilegien bestätigt und neue Rechte verliehen. Ottokar II. wurde 1279 in der Znaimer Minoritenkirche bestattet.
1288 weilte der böhmische König Wenzel II. in Znaim.
Im Herrscherstreit zwischen Herzog Friedrich und Heinrich von Kärnten wurde Znaim 1307/08 von Friedrichs Truppen belagert.
Mit Hermann Pechan ist 1310 der erste Bürgermeister der Stadt beurkundet.
Feuersbrünste zerstören im 14. Jh. Teile der Stadt und die St. Niklaskirche. Diese wurde 1336 neu gebaut.
1348 wurden von Kaiser Karl IV. alle Privilegien der Stadt bestätigt.
Durch eine Pestepidemie wurde die Stadtbevölkerung 1351 um fast zwei Drittel dezimiert.
Die Folgen der Verwaltungsreform von 1363 bedeutete die Viertelteilung der Stadt.
Um 1380 wurde im Süden vor den Toren der Stadt das St. Elisabeth-Spital gegründet.
Zwischen 1401 und 1405 wurde Znaim von „Raubrittern“ unter „Dürrteufel“ Hynek von Kunstadt besetzt und von König Siegmund und Herzog Albrecht IV belagert.
Während der Hussitenkriege gehörte die Stadt zum katholischen Bund und wurde 1432 von hussitischen Heeren erfolglos belagert. Kloster Bruck und das Umland wurden verwüstet.
1433 wurde eine erste hölzerne Brücke über die Thaya beurkundet. König Siegmund starb 1437 in Znaim und war dort drei Tage lang aufgebahrt worden, bevor sein Leichnam nach Großwardein (Oradea im heutigen Rumänien) überführt wurde.
Der Znaimer Rathausturm, heute noch Wahrzeichen der Stadt, wurde zwischen 1445 und 1448 unter Niklas von Edelspitz erbaut.
Unter König Albrecht II. wurden die Juden Znaims ausgewiesen. Ein Schicksal, das sie auch mit anderen jüdischen Gemeinden in den königlichen Städten teilten.
1490 kam es zu einem großen Stadtbrand.
Neuzeit:
1523 wurde Znaim durch König Ludwig das Municipalrecht erteilt. Kurz darauf entstand bis 1562 auch der „Znaimer Codex“, das Stadtrechtsbuch.
In der Reformationszeit kam es um 1530 zu einer Niederlassung einer Täufergemeinde, die allerdings bereits fünf Jahre später wieder ausgewiesen wurde.
1532 wurde Znaim das Bergrecht zum Eisenabbau und 1534 das alleinige Bierbraurecht erteilt.
Unter Erzherzog Ferdinand tagte 1535 der Mährische Landtag.
Um 1540 hält die lutherische Reformation in Znaim Einzug. 1555 gab es in St. Niklas einen evangelischen Pfarrer. Später nimmt fast die gesamte Znaimer Bevölkerung den evangelischen Glauben an. Katholisch sind noch die unter dem Einfluss des Klosters Bruck und der Pöltenberger Kreuzherren stehenden Besitzungen.
1618 erhielt Znaim von König Matthias das Recht zur Abhaltung zweier Jahrmärkte.
Die im Zuge der Gegenreformation in die Stadt gekommenen Jesuiten gründeten 1624 das Gymnasium. Durch Kaiser Ferdinand II. wurden in Znaim 1621 königliche Stadtrichter ein, die bis 1782 Entscheidungsgewalt praktisch in allen Stadtangelegenheiten hatten.
1631 wurden zwischen Wallenstein und kaiserlichen Gesandten die „Znaimer Verträge“ abgeschlossen, die zur Wiederberufung Wallensteins in kaiserliche Dienste führten.
1645 wurden durch schwedische Truppen unter General Torstensson schwere Verwüstungen verursacht. Znaim wurde besetzt.
Während der Türkenkriege 1663 kamen nur kleinere osmanische Truppen in das Umland der Stadt, die zu Plünderungen führten.
1710 wurde die inzwischen verfallende Burg an die Familie Deblin verkauft. Sie führten Umbauarbeiten durch.
Im Österreichischen Erbfolgekrieg kam es 1742 zur Besetzung Znaims durch preußische Soldaten sowie durch sächsische Truppen. Während 1756 Maria Theresia selbst in Znaim anwesend war, wurde die Stadt 1762 abermals von preußischen Truppen besetzt.
1773 wurde das Jesuitenkolleg geschlossen, 1782 sowohl das Jesuiten- als auch das Klarissinnenkloster aufgehoben. 1784 folgte die Aufhebung des Minoritenklosters und des Stiftes Klosterbruck. Dadurch entstand der neue Vorort Mannsberg.
Im gleichen Jahr wurde Altschallersdorf (Starý Šaldorf) durch die Hochwasser führende Thaya überschwemmt.
Noch einmal wurden die Stadtprivilegien Znaims von einem Monarchen bestätigt, als Kaiser Franz II. 1792 in Znaim weilte. Trotzdem wurden diese Stadtrechte in den nächsten Jahren durch die Unterstellung unter eine politische Kreisbehörde eingeschränkt.
19. und 20. Jahrhundert:
1804 wurden die Befestigungsanlagen geschleift.
Während der Napoleonischen Kriege verweilten 1805 ca. 30.000 kaiserliche und russische Soldaten in Znaim. Die Stadt wurde allerdings am 17. November von Napoleon und seinen Leuten eingenommen.
Am 10. und 11. Juli 1809 kam es bei Znaim zu einer Schlacht zwischen den Kontrahenten des Krieges. Am 12. Juli kam es zum „Waffenstillstand von Znaim“ und in weiterer Folge durch den am 14. Oktober beschlossenen „Frieden von Schönbrunn“ zum Abzug der französischen Truppen aus Znaim am 4. November.
1834 wurde der Vorort „Thayadorf“ eingemeindet. Auf dem Pöltenberg übernachtete 1848 Kaiser Ferdinand I. auf seiner Flucht aus Wien vor den Aufständischen.
1850 wurde der Ende des 18. Jh. geschaffene Magistrat aufgelöst und die Wahl eines Gemeinderates und eines Bürgermeisters beschlossen. Durch eine Verwaltungsreform entstand 1854 der neuen Bezirke umfassende Znaimer Kreis.
1855 entstand die erste evangelische Kirchengemeinde mit einer eigenen Abteilung auf dem Friedhof.
1860 wurde aus dem kurz zuvor entstandenen Kreis der politische Bezirk Znaim mit den Gerichtsbezirken Znaim, Frain (Vranov), Joslowitz (Jaroslavice) und Mährisch Budwitz (Moravske Budejovice) gegründet.
1865 ging die Burg in städtischen Besitz über.
1866 kam es zur Besetzung Znaims durch Preußen (ca. 3.300 Soldaten).
Inzwischen gab es in Znaim wieder eine größere jüdische Gemeinde. 1868 wurde die Znaimer Israelitische Kultusgemeinde gegründet, 1888 eine Synagoge errichtet.
1867 wurde mit dem Bau des Bahnhofes begonnen und 1870/71 die Eröffnung der Strecke Znaim-Brünn sowie Znaim-Iglau und Znaim-Wien in Angriff genommen.
Die Eisenbahn förderte zusätzlich die Ansieldung von Industriebetrieben und das Bevölkerungswachstum der Stadt. Diese Entwicklung ist bis ca. 1900 zu beobachten.
Neben den eher positiven Entwicklungen, vor allem im wirtschaftlichen Bereich, drückte sich nun auch verstärkt der im 19. Jh. aufgekommene nationale Gegensatz aus. Besonders im Vereinsleben wurde diese Entwicklung manifest. So wurde auf der einen Seite der deutsche „Znaimer Bürgerverein“ gegründet, der seinen Sitz im 1881 errichteten „Deutschen Haus“ hatte. Auf der anderen Seite wurde der tschechische Verein „Beseda znojemská“ mit Sitz im „Beseda Haus“ ins Leben gerufen. Die Pflege der eigenen Sprache und das Auftreten gegen die andere war bei beiden eine der Hauptaufgaben.
Nach der Entstehung der Tschechoslowakei 1919 kam es zur Eingemeindung von Neuedelspitz, Klosterbruck (Louky Klaster), Mannsberg (Mansberk), Pöltenberg (Hradiště sv. Hypolita) und die von tschechischen Arbeitern bewohnten Siedlung Mareschau.
Im Oktober 1938 kam es zur Angliederung an das Deutsche Reich. Am 9. Oktober waren deutsche Truppen einmarschiert und am 26. Oktober hielt Adolf Hitler eine Rede am Unteren Platz.
Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Znaim kam es zu einer radikalen Umstrukturierung und Gleichschaltung der Stadtverwaltung nach den Bestimmungen der deutschen Gemeindeordnung vom 30. Jänner 1935 und zum Aufbau einer umfangreichen Parteiorganisation der NSDAP und ihrer Gliederungen. Der verwaltungsmäßige Strukturwandel umfasste auch die Entstehung einer neuen Grenze zur restlichen Tschechoslowakei bzw. dann zum „Protektorat Böhmen und Mähren“ unmittelbar nördlich der Stadtgrenze, den Anschluss Znaims und seines deutschsprachigen Bezirksanteiles an das als „Reichsgau Niederdonau“ bezeichnete Niederösterreich (mit der Hauptstadt Znaim wurde 1938 im Reichsgau Niederdonau ein eigener Landkreis gebildet) sowie die Eingemeindung von Altschallersdorf (Starý Šaldorf), Edelspitz (Sedlešovice), Esseklee, Kleinteßwitz (Dobšice), Neuschallersdorf (Nový Šaldorf), Oblas (Oblekovice), Pumlitz (Bohumilice) und Zuckerhandl (Suchohrdly).
Politische Gegner, deutsche sowie tschechische, flüchteten zunächst in die restliche Tschechoslowakei. Die jüdischen Einwohner Znaims waren – so wie in anderen Orten – von der Diktatur besonders betroffen. Viele Juden flüchteten vor oder kurz nach dem Anschluss Znaims über die neue Grenze im Norden. Viele von ihnen waren dann nach der Okkupation vom März 1939 und der Errichtung des Protektorats erneut von der NS-Verfolgung betroffen und wurden später in die Vernichtungslager deportiert. Die Synagoge wurde während des Novemberpogroms 1938 teilweise zerstört und danach abgerissen. Wie zahlreiche Verfahren und Urteile u.a. auch des Sondergerichtes Znaim (später in Wien) bezeugen, durchdrang der Totalitätsanspruch der NS-Diktatur alle Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Lebens bis in den privaten Bereich.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Znaim Opfer dreier schwerer Bombenangriffe. Dabei wurden auch zwei als Lazarett gekennzeichnete Züge am Bahnhof in Brand geschossen. Der südliche Trakt des Klosters Bruck wurde ebenfalls beschädigt. Ein kleiner Teil der Bevölkerung wurde zuvor nach Österreich evakuiert. In Znaim befanden sich außerdem zehntausende Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten.
Während sich die Wehrmacht und die Spitzen von Partei- und Zivilverwaltung nach Westen absetzten, erwartete die Bevölkerung den Einmarsch der Sowjetarmee. Diese erreichte am 8. Mai 1945 die Stadt.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Znaim 1945/46:
Danach wurde in Znaim ein tschechischer Nationalausschuss (narodni vybor) eingerichtet. Gemeinsam mit militanten Tschechen („Revolutionsgardisten“) richteten sich dessen Aktivitäten kollektiv gegen die deutsche Bevölkerung Znaims. Viele Deutsche wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Ca. 10 % der deutschen Einwohner wurden verhaftet. Viele von ihnen wurden in der Albrechtskaserne, einer Landeszwangsarbeitsanstalt oder im Barackenlager Mannsberg interniert. Dort kam es immer wieder zu Misshandlungen und vielen Todesopfern.
Vor den Exzessen flüchteten mehrere tausend deutsche Znaimer nach Österreich.
Am 12. Juni 1945 waren nur noch 1.500 deutsche Einwohner innerhalb der Stadt.
1946 wurden die noch Verbliebenen bis September desselben Jahres in mehreren Transporten nach Deutschland zwangsausgesiedelt. Insgesamt betroffen waren ca. 18.840 Personen.
200 deutsche Personen durften in Znaim bleiben. Der Großteil von den nach Österreich geflüchteten oder vertriebenen Znaimern wurde 1946 ebenfalls nach Deutschland abgeschoben.
Die Stadtgemeinde Znaim besteht heute aus den Ortsteilen Derflice (Dörflitz), Kasárna (Kasern), Konice (Deutsch Konitz), Mramotice (Mramotitz), Načeratice (Naschetitz), Oblekovice (Oblas), Popice (Poppitz), Přímětice (Brenditz) und Znojmo (Znaim). Weitere Ortslagen sind Bohumilice (Pumlitz), Hradiště (Pöltenberg), Louka (Klosterbruck), Nesachleby (Esseklee) und Starý Šaldorf (Alt Schallersdorf).
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Große Teile der Anbaufläche wurden mit Getreide aller Art, Zuckerrüben und Hackfrüchten bewirtschaftet. Am „Thayaboden“, den Ortschaften um Znaim und in ihrer näheren Umgebung entlang der Thaya (Dyje), wurde intensiver Gemüseanbau betrieben. Besonders bekannt waren die „Znaimer Gurken“. Aber auch Wein und Obst aller Sorten gediehen in diesem fruchtbaren Landstrich. Der Weinbau des Klosters Bruck ist ursprünglich auf dem Pöltenberg bereits um 1200 belegt.
Gewerbe: In der Stadt Znaim gab es neben vielen Handels- und Handwerksbetrieben eine beachtliche Lederindustrie sowie große Steingut- und Keramikwerke. Weiters gab es Ziegeleien, eine Schamottwarenfabrik, mehrere Gurkenfabriken, Essigerzeugung, Seifensiedereien, eine Stock- und Schirmstockfabrik, Mühle, Sägewerk und eine Elektrizitätsgesellschaft. Natürlich gab es auch florierendes Kleingewerbe in der Stadt.
Tonwarenerzeugung in Znaim: Auf reichen und hochwertigen Kaolin-Vorkommen fußend, hat sich in Znaim und Umgebung schon sehr früh eine umfangreiche Tonwarenerzeugung in zahlreichen kleinen Werkstätten entwickelt. Die „Hafner“ bildeten eine eigene Zunft, deren Siegel aus dem Jahr 1570 im Znaimer Museum aufliegt. Sie wetteiferten in der Erzeugung schönen Geschirres. Nach 1525 erhielten sie Zuzug durch die aus Salzburg und Tirol einwandernden „Wiedertäufer“, die dem Handwerk viele neue Impulse gaben. Der aufkommende Kachelofenbau bewirkte eine Erweiterung und Verfeinerung dieses ins kunsthandwerkliche gehenden Gewerbes.
Im 19. Jahrhundert wurden mehrere Manufakturen in Znaim gegründet (Johann Klammerth, Josef Lauer, Johann Muck, Karl Moest, Johann Sitko, Josef Slawik). Im Jahre 1879 gründete schließlich Rudolf Ditmar den später Weltruf erlangenden Betrieb, damals mit. 27 Öfen wohl die größte Tonwarenfabrik in Österreich, in der er künstlerisch hervorragend schöne Fayencen und Majoliken, daneben aber auch Gebrauchsgeschirr erzeugte.
Schulen und Ausbildungsstätten: zwei Hauptschulen (aus den Trivialschulen der Pfarren St. Niklas und zum hl. Kreuz hervorgegangen), Fortbildungsschule für Mädchen, ab 1872 bzw. 1877 gab es eine Knabenvolksschule I und II sowie je eine Mädchenvolksschule I und II (nach Wohnsitz), Doppelvolksschule (1888 aus Anlass des vierzigjährigen Regierungsjubiläums Franz Josefs I., Knaben- und Mädchenvolksschule des III. Bezirks), später wurden die Volksschulen zusammengezogen, tschechische Privatvolksschule (1881), zwei Knabenbürgerschulen (1885/86 und 1911), zwei Mädchenbürgerschulen (aus der Fortbildungsschule hervorgegangen 1870), Jesuitengymnasium (bis zur Aufhebung des Ordens 1773, später Obergymnasium bzw. Reform-Realgymnasium für Knaben und Mädchen, 1938 bis 1945 zu zwei Oberschulen umgewandelt), Landesoberrealschule (1869, später im Reform-Realgymnasium), tschechisches Reform-Realgymnasium (1919), Mädchenlyzeum (1905/06, geschlossen 1921), Lehrerbildungsanstalt (1918 gegründet, 1919 aufgelassen, 1938 wiedereröffnet), tschechische Lehrerbildungsanstalt (1926/27), Landesacker- und Weinbauschule (1875), Staatsfachschule für Tonindustrie und verwandte Gewerbe (1872, 1920 nach Karlsbad (Karlovy Vary) verlegt), Städtische Musikschule (1857, 1920 neu gegründet), deutsche private Handelsschule (1921, 1938 zu Handelsakademie erweitert, dann zu Wirtschaftsoberschule bis 1945 umgewandelt), tschechische Handelsschule (1919, öffentlich), deutsche Fachschule für Frauenberufe (1918 privat, ab 1923 öffentlich), sechs städtische bzw. öffentliche Kindergärten (vier deutsche, zwei tschechische), Rudolf-Schule (1883).
Staatsfachschule für Tonindustrie in Znaim: Eine für die kulturelle, künstlerische und kunsthandwerkliche Entwicklung ganz Südmährens bedeutsame Lehranstalt, gegründet 1872, wurde am Kopalplatz untergebracht, dessen Giebel mit den allegorischen Figuren der Kunst und Wissenschaft und dem Stadtwappen gekrönt 1st (ein Werk von Josef Würbel). Eine Reihe bedeutender Künstler, Maler und Bildhauer haben an dieser Schule gewirkt, aus der ebenso auch viele bedeutende Künstler hervorgegangen sind (Bildhauer Prof. Dr. h. c. Hugo Lederer, der Maler Prof. Alexander Pock, Prof. Robert Obsieger, Prof. Ludwig Galasek). Bedeutende Lehrer an dieser Anstalt waren die Professoren Bruno Emmel, Viktor Schufinsky, Michael Mörtl, Karl Moest.
weitere Einrichtungen: Stadtarchiv, Armeninstitut bzw. Armenhaus (1862), Suppenanstalt (1897), Volksbibliothek (1869), Leihbibliothek (1848), Bibliothek im Kapuzinerkloster, Stadtmuseum (1878, ab 1910 in der Burg), Kino, Bezirkshauptmannschaft, Bezirks- bzw. Kreisgericht, Steueramt, Post- und Telegraphenamt (1898) mit öffentlicher Fernsprechstelle (ab 1899), Zollamt, Gendarmeriekommando, Zwangsarbeitsanstalt (1857), Bahnstation (1870, für die Nordwestbahn und die Staatsbahn Grusbach-Brünn), Wasserleitung (1861) und Nutzwasserwerk (1877), Elektrizitätswerk (1894/95) und Elektrifizierung (1895), zahlreiche Erholungsanlagen (Alleen, Stadtwald, Granitztal, Leskatal, Thayatal mit Badeanstalten), Banken (Kreditanstalt, Escompte-Bank, Anglobank, Sparkasse 1855, Südmährische Bank 1911), Zeitungen (Znaimer Wochenblatt 1850, Znaimer Tagblatt 1897, Znaimer Lehrerbote 1869), ca. 20 Ärzte, drei Zahnärzte, vier Zahntechniker, fünf Tierärzte und elf Hebammen; Baugewerbegenossenschaft (1718), Schneider- und Schuhmachergenossenschaft (1859), Österreichischer Touristenklub (Znaimer Sektion, 1883), Wohnungsbaugenossenschaft (1898), Verband landwirtschaftlicher Großbetriebe (1919), Landes-Gartenbaugesellschaft (1922), verschiedene Vereine.
Kulturerbe:
Burg, Schloss (Znojemský hrad): 1048 erstmals urkundlich genannt und ursprünglich Sitz der Fürsten von Znaim. Etwa 75 m über dem Tal auf einem nach Westen vorspringenden Felsmassiv des nach Südosten abfallenden Stadtberges erbaut, bietet sie gute Sicht flußauf- und abwärts von der Traußnitz bis in den Talkessel des Thayabodens.
Auf dem Gelände der ehemaligen inneren Burg wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. nach Plänen von Fischer von Erlach durch Max Franz Graf von Deblin ein fünfflügeliger Schlossbau ausgeführt, in dem sich um einen ovalen Rundsaal mit Fresken von Johann Michael Fisse 24 Räume, zum Teil in zwei Geschossen gruppieren, welche heute die Sammlungen des „Südmährischen Landschaftsmuseums“ beherbergen. Eine Freitreppe führt in den ein Geschoss tiefer liegenden Schlosshof, von dem man eine besonders schöne Aussicht in das Thayatal genießt.
Die Vorburg, in der sich die Katharinenkapelle befindet und einst auch der ca. 33 m hohe achteckige Bergfried, der sogenannte „Räuberturm“, stand, war schon früher in den Besitz der Gemeinde gekommen, die dort ein Brauhaus einrichtete, so dass von den Verteidigungsanlagen auch nichts als die weiträumigen in den Felsen gehauenen Kelleranlagen übrig blieben. Ein tiefer Graben, der diesen Teil der Burg von der Stadt trennte, wurde zugeschüttet. 1892 stürzte der Bergfried der Burg ein, wobei ein Arbeiter und seine Frau in einem danebenliegenden Gebäude der Brauerei ums Leben kamen.
Katharinenkapelle, Rotunde St. Katharina (Rotunda Sv.Kateřiny): Vom Burgbau des 11. und 12. Jahrhunderts hat sich außer weitläufigen Gängen und Kellern nur ein Kapellenrundbau, die St. Katharinen-Kapelle ( sogenannter „Heidentempel“) erhalten, ein kunsthistorisch überaus bemerkenswertes Bauwerk, vermutlich aus der ersten Hälfte des 11. Jh. stammend und damit der älteste noch erhaltene Sakralbau Mährens, in grob behauenen Bruchsteinen aufgeführt, das im Innern mit Malereien geschmückt ist, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1134 stammen. Um 1100 ist die romanische Rotunde bereits urkundlich erwähnt, als Bořivoj II. hier Hochzeit feierte. Die Fresken zeigen christliche und herrschaftliche Motive. In der halbkreisförmig nach Osten ausladenden Apsis thront Jesus in der Mandorla von zwei Engeln getragen und von den Symbolen der vier Evangelisten umgeben mit Maria und Johannes an der Seite. Konrad II., Gründer des Heiligtums, hält ein Modell der Kirche in den Händen und ihm gegenüber seine Gattin, Maria, mit einem Becher in der Hand. Im Kapellenraum erscheinen Bilderzyklen, deren unterster biblische Szenen zeigt, während der darüberliegende Kranz die Sage von Przemysl, dem Pflüger, und seiner Berufung zum König darstellt. Das dritte, oberste Band, stellt eine Reihe von 19 przemyslidischen Herrschern dar. Eine der Figuren lässt sich durch Krone und Zepter als König identifizieren und stellt wohl Vratislav II. dar. Im Deckengewölbe erscheint die Taube des HI. Geistes mit den vier Evangelisten und Engelsgestalten. Die Malerei ist in satten Farben — vermutlich Temperafarben — auf selbsttrocknendem Grund aufgetragen und ist in ihrem Stil mit ähnlichen Kunstwerken aus der gleichen Zeit vergleichbar (Prüfening, Kodex von
Hirsau, Handschriften von St. Peter in Salzburg, Klosterbruck, auch der Kodex des Bischofs Heinrich Zdik in Olmütz 1136).
ehem. Kreuzherrenstift auf dem Pöltenberg (Hradiště sv. Hypolita), von tschechischen Forschern als der älteste Teil der Stadt angesehen, gegenüber der Burg, durch das tiefeingeschnittene Tal des Granitzbaches getrennt, auf einem Felsenmassiv, das die Stadt überragt. In der Nähe des Stiftskomplexes, aber außerhalb des mit Mauern umgebenen Ortes, wurde ein alter, vielleicht aus dem 8. oder 9. Jahrhundert n. Chr. stammender Ringwall entdeckt, der als Vorgänger der befestigten Stiftsbauten angesehen wird. Bei Grabungen im Stiftshof wurden Gräber aus dem 11. Jh. gefunden. Um diese Zeit dürfte dort auch ein Kirchenbau bestanden haben; in der Urkunde König Ottokars I. über den mit dem Stift Bruck geschlossenen Tauschvertrag vom 19. Sept. 1226 wird schon ein Wibert, Probst von St. Hippolyt genannt. Im Jahr 1240 wird Pöltenberg dem Orden der Kreuzherren mit dem roten Stern in Prag übergeben. Das Stiftsgebäude ist ein vierseitiger Bau mit Innenhof, umgeben von Wirtschaftsgebäuden und festen Mauern. Innerhalb des Komplexes befindet sich die Kirche des hl. Hippolyt (Kostel Sv. Hyppolita), ein zentraler Bau mit Kuppel, rechteckiger Apsis und einem Turm, bedeutend durch die von Franz Anton Maulpertsch 1765 gemalten Fresken (Kuppelfresko Kreuzauffindung) und Hochaltarbild St. Hippolyt.
Ebenfalls auf dem Pöltenberg befindet sich auch die Filialkirche des hl. Anton von Padua, ein ovaler Kuppelbau mit Fresken von Ignaz Raab, von der ein unterirdischer Gang bis zur Znaimer Burg führen soll, und die Eliaskapellen-Ruine auf halber Höhe des stadtseitigen Hanges.
Kirche St.-Niklas (Kostel sv. Mikuláše): netzrippengewölbte dreischiffige Hallenkirche mit Hach geschlossenen Seitenschiffen und einem Langchor mit Fünfzehntel-Schluss. Bau zwischen 1338 und 1420; die anschließende netzrippengewölbte Sakristei bez. 1500. Ehemaliger Turm im nördlichen Winkel von Langhaus und Chor, im südlichen Winkel Treppenturm mit Helm. Der jetzige Turm 1848/51 östlich des Chores mit einfachem schiefergedecktem Pyramidendach erbaut, 1905 mit neuem ziegelgedecktem Pyramidendach und vier kleineren Ecktürmchen versehen. Westfront durch Blendbogen, Vorhalle und Stützpfeiler gegliedert. In der Apsis teilerhaltene gotische Fresken, feingliedriges Sakramentshäuschen, Schmerzensmann (über der Sakristeitür), Kanzel in Form der Weltkugel von Joseph Winterhalter, Marienstatue (Friedländer Brotmutter); im westlichen ovalen Kapellenanbau Fresken von Franz Anton Maulpertsch; Altarbilder von Daysinger (1754 —1772).
Kirche St. Michael (Jesuitenkirche, Kostel Sv. Michala): urkundlich 1226 genannt. Spätgotische, ursprünglich dreischiffige Basilika mit eingezogenen Pfeilern, deren Zwischenräume zu Kapellen ausgebaut wurden; nach Einsturz des Hauptschiffes Stichkappentonnengewölbe, Chor sternrippengewölbt. Unter den Jesuiten (1624 —1773) weitgehender barocker Umbau mit reicher Innenausstattung: Hochaltar, Kapellenaltäre, Kanzel, sehr schöne Orgel, Gestühl und Heiligenbilder. Hochaltar (Kreuzabnahme) und andere Altarbilder von Johann Michael Fisse. Freistehender Turm östlich des Chores 1694.
Ehemaliges Jesuitenkollegium (Jezuitské gymnázium a kolej): vierflügeliger zweigeschossiger Bau mit Innenhof neben der St. Michaelskirche, beherbergt heute das Stadtarchiv.
Dominikanerkirche zum HI. Kreuz (Kostel Sv. Kříže); gegründet vor 1243. Heutige Kirche erbaut 1653/77, umgestaltet 1735/59. Großer stichkappengewölbter Raum; beiderseits je vier durch Gänge verbundene Kapellen; Westfassade mit zwei Türmen. Reiches Säulentor 1732 und 1771. Portal gestaltet von Johann Caspar Högl. Turmbekrönung 1735. Hochaltar erste Hälfte 19. Jh. in Neorenaissance mit Kreuzbild von Franz Anton Maulpertsch (aus dem Brucker Sommerspeisesaal); die 12 Seitenaltäre mit Bildwerken reich ausgestattet um 1740. Altarbilder: hl. Dominicus v. Adalbert Radda; hl. Thomas v. A. Hertl, hl. Barbara, Thekla und hl. Liborius von Joh. L. Kraker; hl. Vinzenz und Franz Seraph von Joseph Winterhalter. Prachtvolle, mit Engeln geschmückte Orgel, reich stuckierte Brüstung und Gitter um 1750; Bildhauerarbeiten von J. A. Heinz und J. J. Rüssler Mitte 18. Jh. Reich geschnitztes Gestühl. Erste Hälfte 18. Jh. Barocke figurale Grabmäler des Grafen Thurn-Valsassina 1643 und der Grafin Eva Eleonore Raduit de Souches 1692; Graf Christian v. Aichbüchel 1726; Graf Franz Ant. Berchtold 1700, Graf Laiansky 1823.
Dominikanerkloster (Dominikánský klášter): vierflügeliger Komplex um Kreuzgang, dessen südlicher Flügel und Teile des östlichen und nördlichen Flügels gotisch mit Kreuzrippengewölbe (13./15. Jh.). An der Ostseite sternrippengewölbtes ehemaliges Kapitelhaus (jetzt Kirche) zweite Hälfte 15. Jh. und tonnengewölbter Speisesaal zweite Hälfte 17. Jh. mit reich geschnitzter Tür und Bildern in reichen Rahmen dieser Zeit. Im ersten Stock des östlichen Klosterteiles ein Gang mit engen tonnengewölbten Zellen (vermutlich 13. Jh.); der große westliche Teil der Anlage 1656 begonnen, 1770 vollendet. Im Kreuzgang Fresken von Franz Anton Maulpertsch um 1770.
Minoritenkloster (Minoritský klášter): zweigeschossiger schmuckloser Bau aus dem 13. Jh. um gotischen Kreuzgang. Das ehemals daneben gelegene Kloster der Klarissinnen musste im 19. Jh. Schulbauten weichen. Erhalten geblieben ist ein spiegelgewölbter Saal und ein Tor mit dem Wappen der Grafen Defour Walderode von Kunstadt. Unter anderem beherbergt das Minoritenkloster heute Exposituren des Südmährischen Museums (Jihomoravské muzeum) über Geologie, Archäologie und Schmiedekunst.
Wenzelskapelle (Doppelkapelle des hl. Martin und der hl. Anna, Kaple sv.Václava): Die untere, mit sehr starken Mauern umgebene tonnengewölbte Kapelle mit Dreiachtel-Schluss mit äußerem Wehrgang ist in die Stadtmauer eingebaut und stammt wohl aus der Zeit der Stadtbefestigung um 1260. Die obere etwas kleinere nach 1520 erbaute netzrippengewölbte Kapelle springt gegenüber der unteren dadurch zurück, dass die unten eingezogenen Strebepfeiler zu äußeren werden, durch die ein Wehrgang führt, der vom Pfarrhof St. Niklas zugänglich ist. Das Netzrippengewölbe, in dessen Feldern Halbfiguren als Hochreliefs hervortreten, ähnelt dem der Barbarakirche in Kuttenberg und des Wladislaw-Saales in der Prager Burg. Die Front der Kirche wird durch eine mit spätgotischem Baldachin geschützte Wenzelsstatue, durch einen Treppenturm und ein Glockentürmchen gegliedert. Znaimer Flügel-Altar: Hervorragende spätgotische Schnitzarbeit, um 1500 wahrscheinlich von dem Wiener Meister Friedrich geschaffen. Ursprünglich in der Wenzelskapelle in Znaim eingebaut, kam er später als Geschenk der Stadt Znaim in die kaiserlichen Sammlungen nach Laxenburg und ist jetzt im Unteren Belvedere in Wien aufgestellt, in lebhaftem Kolorit gefaßt.
Rathaus/Rathausturm (Radniční věž): Von dem ursprünglichen umfangreichen Rathausbau mit schönem Renaissancetor ist nur der gotische Turm (80 m) mit neunspitzigem Helm, erbaut 1445/1448 von Meister Niklas von Edelspitz, übriggeblieben. Er ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Durch einen Bombentreffer in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges beschädigt wurde das Rathaus samt den anschließenden Häusern bis zur Elsingergasse und zum Unteren Platz abgerissen, weil man ein neues Rathaus nach aufgefundenen Plänen eines Bremer Architekten erbauen wollte. An den Turm anschließend wurde dann aber nur ein kleiner unansehnlicher Zweckbau errichtet und das übrige Gelände zwischen Fütter- und Grünwarengasse zunächst in eine Parkanlage verwandelt, die in den letzten Jahren einem Kaufhausbau weichen musste, der die Harmonie des ganzen Platzes zerstört hatte.
Kapuzinerkirche des hl. Johannes (Kostel Sv. J. Křtitele): Einfacher tonnengewölbter Saal. Hochaltar und Seitenaltäre mit Bildern von Lukas Kraker Mitte 18. Jh. Kapuzinerkloster mit zwei Kreuzganghöfen aus der Bauzeit der Kirche. In der Mauer neben der Kirche offene barocke Kapelle mit Ölberggruppe Anfang 18. Jh.
Spitalskirche St. Elisabeth (Kostel Sv. Alžběty): Gotischer Chor mit Fünfachtel-Schluss, Langhaus in der zweiten Hälfte 17. Jh. erbaut. Stichkappentonnengewölbe; Hochaltar und drei Seitenaltäre Anfang 18. Jh. Schon geschnitzte Betstühle um 1700 aus dem Barbarakirchlein in Klosterbruck. Außen an der Wiener Straße malerische Kreuzigungsgruppe aus der ersten Hälfte des 18. Jh.
Kirche St. Rostislav (Kostel Sv. Rostislava): Die ehemals evangelische Kirche wurde nach Plänen des Wiener Architekten L. Faigl 1910/11 erbaut. Heute ist sie die Kirche der christlich-orthodoxen Glaubensgemeinschaft.
Synagoge (Synagóga): erbaut 1883-1888 nach Plänen des Wiener Architekten Ludwig Schöne in maurischem Stil. Sie wurde 1938 zerstört und später abgetragen.
Bürgerhauser: Spätgotisch: Große Nikolaigasse 20, Zeughausplatz 1 und 7 (Zeughaus); Kleine Tränktorgasse 6 (Kaplanhof) und 8, Ledertalgasse 4, Unt. Platz 13, 15, Füttergasse 11 (sogenanntes Münzhaus) bez. 1472 mit sehr schöner Büste einer Fürstin Aber der Kellertür (fälschlich als „Libussa“ bezeichnet). Schlossergasse 1 mit Kapelle der Mähr. Brüder aus 1525. Renaissance: Das heute dem Bürgermeisteramt und anderen städtischen Einrichtungen dienende ehemalige Goltzsche Haus Füttergasse 10 mit prächtigem Statuentor (Adam und Eva) um 1570, Füttergasse 7 mit dreigeschoßigem Laubenhof und Freitreppe; Nr. 25 mit vorkragendem 1. Stock, ebenso die Hauser Kalchergasse 1, Schlossergasse 5, Gr. Nikolaigasse 6. Hauser mit Erkern: Füttergasse 6, 13, 17, 18, 23, 25. Schöner Runderker im Pfarrhof St. Niklas bez. 1600, dortselbst auch schönes schmiedeeisernes Tor 2. Hälfte 16. Jh.; Ob. Platz Nr. 6 mit Hauszeichen „Goldener Ochse“ 1556; Unt. Platz 9 im Hof figuralverziertes Renaissancetor 1569, im Hausflur Halbsäulen Tonnengewölbe mit Stuckgratrippen, Rokokogitter Mitte 18. Jh. (im Haus sind jetzt Teilsammlungen des Museums untergebracht); Nr. 11 dreigeschoßige breite Schauwand bekrönt mit hoher Fensterattika und Voluten mit Delphinen und Pyramiden 1570, im Hof Laubengang mit ‚Freitreppe. Mit Voluten und Pyramiden: Nikolaigasse 5, Ledertalgasse 9 und Unt. Platz 14 mit vorgekragtem 1. Stock. Laubenhöfe ferner Unt. Platz 11 und 20, Füttergasse 10, 23 und 20, letzteres mit reichem Renaissancetor bez. Mathias Pilner 1544 (1945 zerstört). Barock: Palais Althan am Ob. Platz mit Kolossalpilastern, Tor mit Balkon und Wappen 17. Jh.; Nr. 3, 10 und 18. Klassizismus: Unt. Platz 4 (um 1780), Füttergasse 11 (1816), Mariahilfkapelle (1950 zerstört); Marienkapelle am Trankberg, Säulenhalle und Gartenhäuser in der Oberen Allee; Eckhauser in der Goethegasse; Napoleonhaus in der Ob. Böhmgasse; Kopaldenkmal von Fernkorn. Verschiedene Kunstwerke: Pestsäule 1682 am Unt. Platz: Immaculata auf hoher Säule, Statuen der Heiligen Florian, Nikolaus, Rochus und Sebastian und Hochrelief der hl. Rosalie. Gegenüber dem Turm der Niklaskirche Vesperbild (1626). Haupt Christi am Trankberg: vierkantige Rokokosäule mit vermutlich viel älterer Plastik. Reichverzierte Antoniuskapelle in der Wiener Straße; Joh.-v.-Nepomuk-Kapelle gegenüber der Michaelerkirche 1. Hälfte 18. Jh.
Stadtbefestigung (Městské opevnění (hradby)): An einigen Stellen ist die Stadtmauer noch gut erhalten und kann heute besichtigt werden. Zur ehemaligen Stadtbefestigung gehören auch der gotische „Wolfsturm“ (Vlkova věž) und die „Obere Pforte“ (Horní brána).
Neuere Bauentwicklung: 1881/82 Deutsches Haus in der Brantstraßge, 1932 weiterer Ausbau; Stadttheater (Městské divadlo) am Salisplatz 1899/1900 erbaut von Hellmer und Jakob Fellner nach Planen von Arch. Graf (Neurenaissance, Innenausstattung Rokoko). Landgericht von Arch. Friedrich Hansen 1913/20. Evang. Christuskirche nach Planen von Arch. Feigl 1910/11 erbaut von Johann Unger in weißen Kalksandsteinen; tonnengewölbter Saal, Altar Salzburger Marmor mit lebensgroßem holzgeschnitztem Christus von Prof. Michael Mörtl. 1924/25 Erbauung der Sokolturnhalle nach Plänen von Ing. M. Kopriva, Brünn. Lidovy dum an der Leskastrage (1925).
Kloster Bruck/Stift Klosterbruck (Loucký klášter): siehe unter Klosterbruck (Loucký klášter)
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