Anton Pilgram
Pilgram, auch Pilchram Anton oder Antony, war ein berühmter Werkmeister und bedeutender Meister der Steinmetzkunst in der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance, der nachweisbar zwischen 1502 und 1506 in Brünn und Wien tätig war.
Über ihn haben sich nur geringfügige, zum Teil ungenügende Nachrichten erhalten. Über seinen Geburtsort ist ein ungewisses Dunkel gebreitet. Obwohl Anton Pilgram längere Zeit in Brünn tätig war, ist es noch nicht erwiesen, daß er jener Familie gleichen Namens entstammte, die bereits 1350 in Brünn lebte.
Sein Geburtsjahr fällt wahrscheinlich in der Zeit um 1460 und sein Todestag um 1516. Es ist anzunehmen, daß der junge Meister während seiner Wanderjahre auch in das Oberrheingebiet kam, was auch durch seinen oberrheinischen Einschlag in seinen plastischen Schöpfungen anzunehmen ist. Nach Beendigung seiner Wanderzeit zog Pilgram nach Wien, bis ihn dort ein Ruf nach Heilbronn erreichte. sicher war er damals schon über 30 Jahre alt, da das genial erdachte Heilbronner Sakramentshaus im Hauptchor der St. Kilianskirche keine Anfängerarbeit ist. Es zählt zu den originellensten Schöpfungen der Spätgotik.
Nach längerem Aufenthalt in Südwestdeutschland plante der Meister das Langhaus der Wimpfener Stadtkirche und errichtete außerdem eine Reihe von Kanzeln, von denen allerdings nur die originellen Träger erhalten sind. Um 1500 zog er wahrscheinlich wieder nach Brünn zurück, wo er eine Reihe von Werken geschaffen hat, die mit Bestimmtheit als seine Schöpfungen anzusprechen sind. Von Brünn dürfte er nach Wien berufen worden sein, wo er um 1516 im Alter von etwa 65 Jahren starb.
In Brünn arbeitete er nachweisbar an der St.Jakobskirche mit. Diese Mitarbeit wurde 1495 erstmalig beglaubigt durch sein Steinmetzzeichen am Erker und an der Wendeltreppe dieser Kirche. Wahrscheinlich war der Künstler Vorsteher der im gleichen Jahre in den Losungsbüchern der Stadt Brünn erwähnten Bauhütten von St.Jakob.
Wahrscheinlich wurde Pilgram von Brünn nach Wien berufen, um für den Dombaumeister Georg Oechsel begonnenen Ochsenfuß im St.Stephansdom einen neuen Bauriß (Bauplan) zu entwerfen. Da dieser Bauplan allem Anschein nach zur Zufriedenheit ausfiel, wurde Pilgram auch die Ausführung der Arbeit übertragen. Aber kaum hatte er sich an die Arbeit gemacht, als der in der Baugeschichte des Domes als „Werkmeisterstreit“ bekannt Zwist ausbrach. Wegen der Zurücksetzung Oechsels nahm die Steinmetzzunft auf das entschiedenste Stellung gegen den Fremden, der als Eindringling angesehen wurde. Es kam zu mannigfachen Auseinandersetzungen, und letztlich erhob sie Anklage gegen Pilgram, was zur Folge hatte, daß man dem Angeklagten weder das Buch der Brüderschaft, noch die Verwaltung der Bruderschaftsgelder und das Siegel anvertraute.
Kaiser Maximilian schlichtete den Streit zugunsten Pilgrams, der dann 1511 in die Wiener Baumeistertafel als „paumeister zu St.Stephan“ aufgenommen wurde. Nach den Stadturkunden soll er als solcher bereits 1506 erschienen sein.(Arbeiten am Dom)
Kunstkenner glauben, daß er beim Bau des Münsters in Schwäbisch Gmünd beteiligt war. Das Portal im Inneren der Kirche zeigt ähnliche Formen wie das Brünner Rathausportal.
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