Gregor Mendel
Gregor Mendel wurde am 22.Juli 1822 in Heinzendorf im äußersten Nordosten Mährens geboren.
Seine Vorfahren waren erfolgreiche Gärtner, Lehrer, Richter und sein Vater besaß einen großen Obstgarten und widmete sich der Bienenzucht.
Der kleine, aber kräftige Junge wurde frühzeitig zur Feldarbeit herangezogen, da seine Begabung schon in der Volksschule auffiel, ließen ihn die Eltern das Gymnasium zunächst in Leipnik, dann in Troppau besuchen. Unglücksfälle in der Familie zwangen ihn, mit 16 Jahren für seinen Unterhalt selbst sorgen zu müssen, wobei diese Überanstrengen eine schwere Erkrankung zur Folge hatte.
Um sich von den ständigen Nahrungssorgen zu befreien, trat er in den Brünner Augustinerkonvent ein. Das Kloster war ein Zentrum geistigen Lebens in Mähren. So war Mendels Abt ein bedeutender Orientalist und andere Klosterbrüder machten sich als Naturforscher einen Namen.
Nach seiner Priesterweihe wurde Mendel im Jahre 1849 Gymnasiallehrer für Mathematik und Griechisch in Znaim. Merkwürdigerweise bestand er die Lehramtsprüfung für Naturwissenschaften an der Universität in Wien nicht. So kehrte er wieder ins Brünner Kloster zurück, wo er trotz mangelnder Prüfung dem Lehrkörper der 1854 gegründeten Staatsrealschule angehörte und 14 Jahre – bis zu seiner Wahl zum Abt des Klosters – naturwissenschaftliche Fächer unterrichtete. Aus den Lebenserinnerungen seiner Schüler wissen wir, dass er ein vorzüglicher Erzieher gewesen ist.
Daneben bot ihm der Klostergarten Gelegenheit, seinen naturwissenschaftlichen Neigungen nachzugehen, die er mit einigen seiner Mitbrüder teilte. Er wurde Mitglied des Brünner „Naturforschenden Vereins“ und des österreichischen meteorologischen Vereins und übernahm für Letzteren die regelmäßigen Wetterbeobachtungen. Durch Mendels Messungen des Grundwasserstandes wurde Pettenkofer zu seinen Forschungen über den Zusammenhang zwischen Epidemien und Grundwasserstand angeregt. Zu Gartenbauausstellung steuerte Mendel Gemüse und Obstbaumsämlinge bei, die er gezogen hatte. Eine von ihm gezüchtete gefüllte Fuchsie war zeitweilig unter dem Namen „Mendelfuchsie“ im Handel erhältlich.
Am meisten aber fesselte ihn das Problem der Übertragung erblicher Eigenschaften. Zwar hatten seine Vorgänger Befund auf Befund gehäuft, aber keiner hatte ein Gesetz gefunden, das die Erscheinungen beherrschte. In Mendel traf die Fähigkeit zu exakter Beobachtung mit mathematischer Begabung zusammen.
1865 trug er die Ergebnisse seiner Arbeit im Naturforschenden Verein vor, das Jahr darauf erschien sein „Versuch über Pflanzenhybriden“. Die Tragweite seiner Forschungen wurde erst zwei Generationen später, um die Jahrhundertwende, anerkannt.
Mit seiner Wahl zum Abt des Klosters schließt Mendels glücklichster Lebensabschnitt. Die Verwaltung der ausgedehnten Güter, Forste, Häuser, die Leitung der Mährischen Hypothekenbank, die Verpflichtungen eines Standesherren ließen ihm für seine geliebte wissenschaftliche Arbeit keine Muße. Außerdem verfinsterte ein Konflikt mit der Regierung seine letzten Jahre. 1872 beschloß der Reichsrat eine hohe Sonderbesteuerung der Klostergüter. Mendel hielt sie für ungesetzlich und führte einen zähen Kampf dagegen. Vergeblich legte man ihm nahe, das Gesetz anzuerkennen, es aber zu umgehen. Da er sich weigerte, die zu tun, wurden die Klostergüter unter Zwangsverwaltung gestellt. Selbst in seinem eigenen Kloster kam Mißstimmung auf. So wurde der von Natur gesellige Mann im Alter einsam.
Die besten Freunde waren ihm in den letzten Lebensjahren seine Neffen. An ihnen vergalt er, daß seine Schwester einst, damit er studieren konnte, auf ihr Erbteil verzichtete.
Gregor Mendel verstarb am 6.Januar 1884 im Alter von 62 Jahren.
Keiner der Tausenden, die dem hochgestellten Prälaten zum Brünner Zentralfriedhof folgten, ahnte, daß er einem der Großen im Bereich der Naturforschung das letzte Geleit gab.
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