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Bekleidung und Tracht

Typische „Schwarze Tracht“ für das ländliche Südmähren vor 1945

Wie die Kleidung unserer Bauern bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgesehen hat, lässt sich bestenfalls aus den Überlieferungen der angrenzenden Landschaften Niederösterreichs, mit denen Südmähren seit jeher eine Einheit in kultureller Beziehung bildete, und der Mödritzer Gegend ableiten, da für den südmährischen Raum außer Beschreibungen aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts Bildnachweise fehlen.

Der Mann trug, wenn er den Sonntagsstaat anlegte, einen langen dunklen Rock, darunter eine Weste, die mit vielen Metallknöpfen hoch geschlossen war, ein Halstuch, enge Kniehosen (oft aus Leder), Strümpfe, die je nach Ortschaft blau oder weiß waren und Schnallenschuhe. Den Kopf bedeckte ein großer schwarzer Filzhut. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts trugen die Männer noch den Schafspelz, den man im Winter mit der Wolle nach innen und im Sommer mit der Wolle nach außen wendete. Die winterliche Fußbekleidung waren Schaftstiefel. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Kleidung städtisch, der Rock wurde kürzer, die Hose länger, die Hutkrempe kleiner. Charakteristisch für den südmährischen Bauern war eine kurze Arbeitsjacke aus kariertem Baumwoll- oder Wollstoff, ungefüttert in gebietsweise verschiedenen Farben, und die blaue Schürze, die lang oder halblang sein konnte und deren unteres Ende oftmals geschürzt und in den Hosenbund gesteckt wurde („Fiata“).

Die Kleidung der Frau bestand ab 1850 aus einem sehr weiten, am Bund gezogenen, knöchellangen „Kidl“ (Rock), der je nach Jahreszeit und Anlass über viele andere Röcke oder Unterröcke gebunden wurde. Darüber wurde eine ebenso lange Schürze aus Seide oder seidig glänzendem Material, verziert mit Spitzenborten und manchmal gefaltet getragen. Den Oberkörper bekleidete ein eng angliegendes „Schösselfrack“ (Jacke), welches mit schwarzem Samtband, Faltenborten, schwarzer Spitze und Posamenten verziert und mit einem „Haftl-Verschluß“ bis zum Hals geschlossen war. Diese Jacke hatte an der Kugel gebauschte Ärmel, erst lange, in späterer Zeit kürzere Schöße. Rock und Jacke bestanden immer aus sehr wertvollen Stoffen in gedeckten Farben: schwarze Seide, dunkelblauer Brokat, brauner oder dunkelgrüner Jacquard, rote, blaue oder grüne „wenterte“ (changierende) Seide. Für die Winterbekleidung wurden schwere Wollstoffe verwendet. Zum Frackl-Kleid sind schwarze, halbhohe, geschnürte Stiefelchen getragen worden.Unter der Jacke trug die Frau ein formgebendes

Mieder („Leibl“) und darunter im Winter ein langärmeliges, im Sommer ein an Hals und kurzen Ärmeln mit Lanzettenstich verziertes Hemd, die sogenannte“Pfoad“. Das Mieder wurde aus Barchent oder Zeuglstoff gemacht, war vorne oder im Rücken geknöpft oder geschnürt. Später verschwand es als Kleidungsstück, woran man das Aussterben der Tracht verfolgen kann. Aus Erzählungen ist überliefert, dass man es um 1920 noch im Haus oder bei der Feldarbeit, wenn es sehr warm war, ohne Überkleid sehen konnte.

Vor 1850 war das Mieder ein Kleidungsstück aus farbiger Seide oder Baumwolle, zum Teil reich verziert, das „oberisch“ (darüber) getragen wurde. Dazu gehörte das Hemd („Pfoad“), werktags am Hals einfach gezogen, mit halbweiten Ärmeln, sonntags jedoch mit weiten, weiß bestickten Ärmeln und bestickter Halskrause und das Schultertuch. Die Jacken waren zu dieser Zeit kürzer, oft nur taillenlang und hatten weit gebauschte, gefütterte Ärmel, die zum Handgelenk ganz schmal wurden. Auch waren sie nicht hochgeschlossen, sondern hatten Ausschnitte, in denen das Seidentuch zu sehen war. Zu dieser Zeit gehören auch die verschiedenen Hauben, deren ausgeprägteste Form die überhöhte Znaimer oder Retzer Haube aus Goldfäden war.

Mit dem Verschwinden der Hauben kam das Kopftuch in Gebrauch. Um 1860 wurde es vielerorts im Nacken gebunden, später unter dem Kinne. Es war meist schwarz, wurde aber an der hinteren Ecke mit einer bunten Blumenranke bestickt und später mit langen geknüpften Fransen verziert.

Da man bei dieser Frauenkleidung mit den vielen weiten Röcken unmöglich einen Mantel überziehen konnte, wurde in der kalten Jahreszeit ein großes zum Dreieck zusammengelegtes Schultertuch aus schwerer Wolle, das „Umhängtuich“, getragen, das vorne über die Brust gekreuzt und am Rücken mit den Zipfeln zusammengebunden war. Dieses Umhängtuch konnte auch über den Kopf gelegt werden, so daß zugleich Kopf, Hals, Brust, Arme und Rücken geschützt waren.

In der Sommerzeit, wenn die Sonne herunter brannte, legten die Frauen in das für die Arbeit in hellen Farben gehaltene Kopftuch einen Pappendeckel ein, wodurch es schirmartig über die Stirn gezogen werden konnte und das Gesicht hierdurch beschattet war. Das so gestaltete Kopftuch ist als „Gugl“ bezeichnet worden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Frauenkleidung vor 1850 farbiger war, das Schnürmieder farbig und verziert als Oberbekleidung getragen wurde, wobei das Hemd sozusagen als Bluse mit weiß bestickten Ärmeln und bestickter Halskrause eine große Rolle spielte. In dieser Zeit waren auch die Schuhe an den Vorderteilen bestickt gewesen. Sehr wahrscheinlich waren in der Kleidung der westlichen und östlichen Landesteile Südmährens Unterschiede vorhanden, wie ja auch aus den Beschreibungen von Netouschek über den Zlabingser Raum, von Jirikowski über den Höfleiner und von Frodl über den Dürnholzer Bereich hervorgeht. Josef Frodl erwähnt insbesondere, dass bis um 1850 von den Männern im Winter zum Schafspelz eine hohe Pelzhaube getragen wurde, die durch ein an der Innenseite angebrachtes Drahtgeflecht stehend gehalten wurde. Kleine Unterschiede mag es bei der Kleidung auch schon von Dorf zu Dorf gegeben haben.

Nach 1850 verschwand das Mieder und die Bluse bei der Frauentracht unter der Jacke und wurde nun als Unterwäsche getragen. Es entstand das Frackl-Kleid, diese dunkle strenge Kleidungsart, die sich bis zur Vertreibung im Jahre 1945 gehalten hatte.

Wie man weiß, waren Trachten häufig auch städtischen Moden unterworfen, bzw. sind unter diesem Einfluss oft in der Zeit seit 1850 verschwunden. Manche sind in ihrer Tradition nur mehr bei besonderen Festlichkeiten tragbar. Namhafte Volkskundler treten daher im Sinne eines Wiederbelebens des Trachtentragens dafür ein, dass die Tracht eine Kleidung sein soll, in der man sich wohl fühlt.
Im Sinne der „Trachtenerneuerung“ gibt es daher kleidsame Anpassungen von Dirndln und Trachtenanzügen, welche die landschaftstypischen Stilelemente: Schnitte, Stoffe, Farben und Zubehör aufnehmen.

(Text von Liesl Leisner-Bühler)

 

Trachtenreferentin Liesl Leisner-Bühler
Reichenbachstr. 29
D-7410 Reutlingen 17

Trachten Tostmann
Melkerhof, Schottengasse 3a
A-1010 Wien